Kaum zurück aus USA ging es heute schon wieder auf größere Tour: ich musste zur CeBit nach Hannover und nach Berlin um dort einige Termin wahrzunehmen. Und da sollte General Aviation mal zeigen, was sie drauf hat…
Wir wollten eigentlich gleich um 08:00 Uhr losfliegen, leider hat uns aber ein umgestürzter LKW auf der Autobahn den Weg zum Flughafen versperrt und wir sind erst um 09:30 Uhr in die Luft gekommen. Schonmal 1:0 für GA – den Linienflieger hätten wir einfach verpasst.
Das Wetter war in ganz Deutschland heute sehr schön, es gab zwar eine Inversion und Nebel war vorhergesagt aber nicht eingetreten. Wir sind dennoch IFR geflogen, das ist ja entspannter und ich will ja die Effektivität mit VFR vergleichen. Es ging dann also ruhig in Augsburg raus, recht bald gab es ein Direct nach UPALA (bei Nürnberg) und dann auch bald nach BOKSO (das ist neben Wernigerode). Unterwegs hat uns der Lotse dann bei Bamberg ein Heading 10 Grad nach rechts von unserem direkten Kurs gegeben “due to active ED-R”. Als wir dann querab der ED-R waren gab es gleich ein Direct zu einem Wegpunkt auf der Transition von Hannover. Echt entspannt… nix mehr um Lufträume kümmern…
In Hannover war dann die Landerichtung die 09 und wir wurden per Radar-Vectors auf das ILS von der 09R geführt. Dort war heute scheinbar gar nichts los, denn wir haben schon beim Frequenzwechseln von Bremen Radar nach Hannover Tower gleich die Landefreigabe bekommen. Da waren wir noch nicht mal “fully established”, sondern nur auf dem Localizer. Also noch so 13 NM draussen. Die Landung war dann auch sehr ruhig und es ging dann zur CeBit. Insgesamt war die Flugzeit nur 2:18 h.
Nach ein paar Terminen und aufgrund der Verspätung auch später als eigentlich geplant sollte es dann nach Berlin weitergehen – 2:0 für GA: der Flieger wartet auf uns und nicht umgekehrt.
Für Berlin war die Ziel-Findung gar nicht so leicht: Schönhagen oder Strausberg wären erste Wahl gewesen, aber bei Ankunft schon geschlossen – wir hätten PPR gebraucht, aber ob man das “on short notice” bekommt, habe ich noch nie probiert. Außerdem wird morgen das Wetter schlecht – bedeckt mit 800-1000 Fuß Untergrenzen ist angesagt. Und wir wollen morgen wieder nach Hause. Also brauchen wir einen Platz mit IFR-Abflug. Daher blieb eigentlich nur Berlin-Schönefeld.
Wir sind dann kurz nach 18:00 Uhr erst abgeflogen, 18:15 Uhr war Sonnenuntergang in Berlin, also würde es ein Flug in die Nacht. Der Abflug war wieder sehr ruhig, einmal in der Luft konnten wir den Flug in die Dunkelheit genießen. Ist schon ganz nett anzusehen, wenn man genau nach Osten, also quasi “ins Dunkle” fliegt. Das Routing war etwas blöd, dadurch das in Berlin-Tegel gerade Rushhour war, bekamen wir zuerst einen Wegpunkt in West-Polen, ähm… östlich von Berlin. Im Funk war keine Sekunde Pause und der Lotse meinte, nach einem Shortcut gefragt, nur, er schaut mal was er tun kann. Er hat uns dann tatsächlich knapp vor der Stadtgrenze von Berlin in Heading gegeben, was recht direkt zum FAF von Schönefeld führt. Immerhin, besser als nichts.
Zum Sightseeing war der Flug dennoch sehr schön, immer quasi an der Stadtgrenze von Berlin entlang, das schaut im Dunkeln schon ganz nett aus. Der Traffic war dann tatsächlich so groß, dass ein VFR-Flieger, der wohl Nachtflug machen wollte, erstmal ausserhalb der Kontrollzonen warten sollte (der war auch auf der Radar-Frequenz wegen Night-VFR). Wir kamen dann irgendwann zu “Berlin Director”, das wird ja normal nur benutzt, wenn es richtig busy ist. Die Lotsin dort hat uns dann aufs ILS von Schönefeld gevectored. Auf dem GPS-Track sieht man schön, dass sie uns noch einen kleinen Schlenker eingebaut hat, um eine RyanAir vor zu lassen. Insgesamt waren dann drei Maschinen gleichzeitig auf dem ILS – eine GermanWings, RyanAir und wir.
Das ist dann wohl zu viel für den BER… beim Umschalten auf die Tower-Frequenz meinte der Lotse erst zur RyanAir und dann zu uns, der Glideslope sei “belegt” durch ein anderes Flugzeug und wir sollten doch entweder einen Localizer-only-Approach machen, oder nach Sicht. Ich hatte sowas noch nie gehört, habe aber ja auch noch nicht so viel Erfahrung. Der RyanAir-Pilot kannte sowas aber wohl auch nicht, der meinte dann nur nach der Landung sie hätten keine Probleme beim Glideslope gehabt, worauf der Lotse meinte das sei halt der Umgang am BER mit der Situation, dass mehrere Flugzeuge gleichzeitg anfliegen. Das kann ja dann spassig werden, wenn der Platz erstmal richtig in Betrieb ist…
Wir hatten jedenfalls auch keine Probleme mit dem Glideslope (ist ja auch nicht zu erwarten) und sind ruhig gelandet. Die Pistenbefeuerung war allerdings so hell eingestellt, dass die am Boden stark geblendet hat und wir daher zwei Abrollwege verpasst haben, die zwar nicht für Airliner gedacht sind, aber die wir hätten leicht nehmen können.
Am GAT wurden wir dann freundlich empfangen und dann ging es mit dem Taxi in die Stadt, wo es bei Tony Romas “best ribs of America” und noch einige ALC (after landing cocktails) gab.
Fazit heute: Das wäre mit dem Auto so nicht machbar gewesen (ok, man hätte drei Uhr morgens losfahren können…). Mit der Linie oder der Bahn sicher auch nicht in der Effizienz und mit der lockeren Zeitplanung. Und IFR war nach Flugbuchvergleich wieder schneller (nach Hannover) bzw. genau so schnell (nach Berlin) wie VFR. Beide Strecken war ich schon VFR geflogen.