Seit gestern ist die GIGA fertig und heute muss ich nach Hamburg – das trifft sich gut, also habe ich in Stuttgart noch einen Kollegen abgeholt, der mit nach Hamburg kommt und wir sind dann nach Egelsbach zu Diamond gefahren. Bei der Structural Inspection ist (zum Glück) nichts rausgekommen, aber als die GIGA so vollständig auseinandergebaut war, hat die Werft tatsächlich den Fehler vom Stormscope gefunden: am Höhenleitwerk war die Isolierung von einem Massekabel abgescheuert. Das wurde jetzt neu isoliert und die Kabelklemme ordentlich neu angecrimpt und jetzt geht es wieder. Beim Autopiloten war auch “nur” der Ausschalteknopf am Steuerknüppel defekt.
Nachdem wir die GIGA übernommen hatten, habe ich erstmal die G1000-Datenbanken aktualisiert. Aus den USA hatte ich mir neulich so ein Wombat von BadElf mitgebracht, damit kann man die Datenbanken (bzw. die SD-Karten) nur mit iPad/iPhone und ohne Laptop updaten. Das hat gut funktioniert und gefühlt hat der Jeppesen Distribution Manager sogar die Charts schneller mit dem Wombat kopiert als es sonst auf dem Laptop dauert. Das Ding ist zwar nicht gerade billig aber doch ganz nett, da kann man auch noch schnell vor einem Flug alles aktualisieren. Mit Laptop ist das immer ein größerer Aufwand.
Wir sind in Egelsbach auf einem Z-Flugplan losgeflogen, auf dem Weg sollte geschlossene Bewölkung sein, im Bergland aufliegend und gegen Abend sollte es in Hamburg noch schlechter werden. Nach dem Abflug mussten wir zuerst relativ tief bleiben, um den anfliegenden Verkehr auf Frankfurt zu unterqueren, als wir die Centerline von Frankfurt passiert hatten, ging es dann aber auch gleich hoch. Ich hatte Flugfläche 90 im Flugplan angegeben, wir waren bei etwa 7500 ft aus den Wolken rausgekommen, also passte das und wir sind schön in der Sonne so dahin geflogen. Je weiter wir nach Norden kamen, umso höher wurde dann die Wolkenobergrenze und irgendwann waren wir bei 9000 ft dann in den Wolken drin und damit im Eis: es war zwar nicht viel, aber es war Raueis drinnen. Also ging es erst auf FL 100 und später dann noch auf FL 110 hoch, um wieder über den Wolken zu sein. So bei Hannover waren die Wolken dann noch deutlich höher, wir sind dann aber auf FL 110 geblieben, die TKS-Enteisung funktioniert ja wunderbar, also war das Eis kein Problem und es war auch nur ein kurzes Stück, wo die Wolken so hoch waren.
Über der Lüneburger Heide war dann unter uns eine scheinbar geschlossene Wolkenschicht so bei 9000 ft, für Hamburg hatte ich in der ATIS Information P abgerufen, die “Trend Visibility 4000” versprach – also wohl einen Regenschauer oder sowas. Etwa 15 min später beim Frequenzwechsel habe ich mich dann mit Information P gemeldet, woraufhin der Lotse meinte, Information S sei aktuell. Das war etwas verwunderlich, da das ja (P-Q-R-S) 4 ATIS’se weiter war. Also haben wir die Info nochmal abgehört und jetzt war das vorhergesagte schlechte Wetter in Hamburg angekommen: 4500 m Sicht, Wind genau von der Seite mit 14 in Böen 22 kt, tiefe Wolken, Regen. Wir waren aber noch in der Sonne. Bei Uelzen haben wir dann den Sinkflug begonnen und ich hatte mich schon gedanklich auf IMC bis zum Boden eingestellt, aber die Wolkenschicht in 9000 ft war keine 500 ft dick. Darunter waren noch einige andere Schichten, aber es sah gar nicht so schlecht aus, man konnte teils bis zum Boden sehen.
Die zweite Schicht begann dann in ca. 7000 ft, die sah auch nicht sehr dick aus, dafür war dort aber ordentlich Eis drin (in der obersten Schicht war auch Eis, aber nicht der Rede wert). So ging es dann weiter auf dem Weg nach unten: in den ganzen Wolken, die wir durchquert haben, war überall Eis, abwechselnd mal Raueis und mal Klareis. Bis zum Erreichen der Nullgradgrenze hatten wir ungefähr 2 cm dick Eis drauf an den Stellen, wo keine Enteisung ist. Die Flügel war schön frei, das TKS funktioniert wunderbar. Leider ist diese Eisplatte dann bei Erreichen der null Grad am Stück weggeflogen, die wäre ein schönes Anschauungsobjekt für die verschiedenen Eis-Arten gewesen.
Der Anflug wurde jedenfalls bockiger, je näher wir nach Hamburg kamen und je näher wir auch dem Regen waren. Der begann erst unweit des Flughafens. Angesichts des böigen Windes hatte ich beschlossen, mit “halbem Gust-Faktor” schneller anzufliegen und auch nur die erste Klappenstufe zu benutzt. Die Landung war dann dennoch recht ruhig, aber wir mussten in dem Schietwetter aussteigen. Das hielt dann den ganzen Abend an, auch der Weg zum ALB im Steakhouse war noch verregnet. Insgesamt war der Flug aber eine schöne IFR-Lehrstunde und besonders der Landeanflug und die Landung waren auch wieder mal eine gute Seitenwind-Übung. Was ich immer wieder interessant finde, ist die “Optik” vom Wetter am Boden und in der Luft: in Hamburg war richtiges gräusliches Mistwetter, dunkel, regnerisch. Vom Landeanflug von oben aus betrachtet, war das aber keine 6000 ft dick, eher 4000 ft – d.h. die Wolken sind vielleicht 1-2 km hoch. Manchmal, wenn so ein richtiger Landregen ist, mit Nimbostratus-Wolken, dann kann es am Boden heller sein, die Wolken sind aber so 25000 ft dick, also 7-8 km.
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