Heute waren dann die paar Tage auf Sardinien schon wieder vorbei und wir mussten nach Hause. Es war wirklich schön in Olbia, landschaftlich ist es sehr schön, das Essen passt, das Hotel war gut. Einen Tag waren wir auch mal am Strand – da war allerdings der Parkplatz der begrenzende Faktor. Der Strand kaum tiefer als zwei Handtücher – bei allerdings sehr warmem und schön blauem Wasser. Corona-Abstand natürlich Fehlanzeige, Handtuch an Handtuch liegen die Leute – ein Irrsinn (auch ohne Corona), aber wer garen will, der muss da wohl durch. Dann hatte wohl das Bild vom Hinflug bei Livorno nicht getäuscht, dort sah es nämlich auch so aus, als liegen die Leute da mehr oder weniger nebeneinander.
Im GAT war heute sogar richtig was los, bei der Landung waren wir schon zu spät. Es kam ein Jet nach dem anderen und ich musste etwas lachen, als sich 6 Leute mit einem Berg an Koffern, die wohl gerade im Jet angereist waren, versuchten in einen Fiat 500 zu zwängen. Ich schätze 3-4 Mal werden die gefahren sein. Der Chef vom GAT musste mich jedenfalls persönlich von der Mietwagen-Abgabe abholen (laufen ist nicht standesgemäß). Er hat mir dann erzählt, dass sie im Prinzip was den Jet-Verkehr keinen Einbruch durch Corona haben, lediglich der normale Linienverkehr ist eingebrochen aber schon wieder auf dem Rückweg zur Normalität. Es gäbe allerdings keine Mietwagen (haben wir auch gemerkt), weil die Mietwagenfirmen gar nicht so schnell Autos herbekommen würden. Während die Rechnung vorbereitet wurde, haben wir dann 40 Jets auf dem Vorfeld gezählt. Da ist natürlich auch klar, dass die Kolbenflieger ein eigenes kleines Vorfeld haben. Man will seine Armut ja auch nicht so zeigen.
Die Rechnung war jedenfalls 120 € – was echt wenig ist für Zwangshandling, die Qualität vom GAT und 4 Tage parken. In Genua hatte es für eine komplette Nicht-Leistung 190 € gekostet. Da komme ich gerne nochmal wieder.
Wir mussten heute zwar nach Hause, aber wollten noch schönes Sightseeing machen. Also hatte ich den Flugplan zunächst nach Süden und dann mit einem Bogen über das sardische Landesinnere an Korsika und Elba vorbei zunächst nach Lucca (bei Pisa) aufgegeben. Im Internet hatte ich allerdings gelesen, dass man in Sardinien im Sommer besser nicht fliegt, bzw. wenn dann vor 10 oder nach 19 Uhr. Es ging dann kurz nach 12 los, am Anfang der Küste entlang – die wirklich sehr schön ist. Das war noch OK. Kurz nach dem Abbiegen ins Landesinnere, noch während dem Steigflug ging es dann allerdings los: wir hatten einmal 3000 ft pro Minute steigen anliegen. Das war der erste Updraft… Als wir dann hätten Höhe halten sollen, ging es mit Turbulenz so richtig los. Das wollte ich uns nicht zumuten, also sind wir in einem Bogen nach links wieder umgekehrt und zurück zur Küste geflogen. Die Kontrollzone kreuzen war dann für den Tower-Lotsen scheinbar ein Problem – am Ufer entlang ging nicht, als Midfield zum Platz und das Timing wann wir denn die Piste kreuzen können war für ihn scheinbar nicht so einfach. Es ging dann irgendwie doch und wir sind in Richtung Costa Smeralda geflogen. Wie schon bei der Landung war es dort auch an der Küste recht bockig, allerdings nicht so schlimm wie vor ein paar Tagen.
Die Costa Smeralda ist landschaftlich sehr schön und es liegen dort auch diverse Yachten rum, die wohl zu den Jets in Olbia gehören. Es gab auch in einer Bucht eine Yacht, die quasi so groß wie die Bucht war. Hinter uns kam auch ein Hubschrauber zur Landung auf einem Schiff. Es wird dann flacher und es kommt die Straße von Bonifacio – die Meerenge zwischen Korsika und Sardinien. Dort kommt man irgendwann zu Ajaccio Approach – also der französischen Flugsicherung. Da ist der Service gleich merklich besser, ohne Probleme wird man durch die Restricted Areas im Osten von Korsika gecleared. Einzig ein Stück gab es mal keinen Funk, da wir wieder in Ameisenkniehöhe unterwegs waren. Das hat der Lotse aber auch angekündigt. Korsika ist einerseits schroffer und höher als Sardinien, andererseits aber viel grüner. Da müssen wir irgendwann auch nochmal hin, schaut von oben jedenfalls auch ganz reizvoll aus. Vor Bastia sind wir dann in Richtung Elba abgebogen und dann nördlich an Elba vorbei wieder zum italienischen Festland.
Noch vor Livorno sind wir dann nach rechts abgebogen in Richtung Lucca. Das sollte unser Zwischenziel zum Mittagessen sein. Wir hatten Glück und konnten direkt landen, am Platz ist so viel Fallschirmsprungbetrieb, dass es immer nur kurze Zeitfenster gibt, wohl mal keine Springer unterwegs sind. Der Platz liegt ungünstig hinter ein paar hohen Bäumen, was ein paar Turbulenzen im kurzen Endteil und eine etwas härter als gewohnte Landung brachte. Wir haben dann getankt und wollten etwas essen. Leider ist wegen Corona alles geschlossen. Und vom Platz weg in die Stadt von Lucca hätte einfach zu lang gedauert, wir wollten ja noch nach Hause. Also gab es nur ein paar Snacks aus der Bordverpflegung und wir haben sofort unseren Flugplan nach Hause aufgegeben und dann die Fallschirmspringer beobachtet. Der Sinn erschließt sich mir noch nicht ganz – es gab scheinbar so eine Art Wettbewerb, wer am schnellsten (!) wieder unten ist. Ich dachte immer, man will das genießen. Aber das ist wohl wie bei den GA-Piloten. Da beobachte ich bei Flightradar bisweilen welche, da handelt es sich auch um Punkt-zu-Punkt-Verkehr. Starten, halbwegs hoch, direct destination, landen. Ich fliege doch nicht (nur) von A nach B. Ich will doch gerade in bislang unbekannter Landschaft auch was sehen und bin deswegen low & slow unterwegs. Ok, wenn es IFR ist, dann geht es nicht anders (was auch nicht ganz stimmt wenn man nur will). Deswegen fliegen wir im Urlaub auch überwiegend VFR.
Wir sind dann jedenfalls nach der Pause gemütlich in Lucca abgeflogen. Wir wollten nichts mehr anschauen, sondern nur nach Hause, also sollte es eigentlich gleich hoch gehen. Aber da war wieder die faszinierende italienische Flugsicherung: hoch geht nicht, aber direkt nach Norden schon. Da stehen nur Berge im Weg, also geht das eine nicht ohne das andere. Ist halt ATC scheinbar egal. Ich habe dann abgelehnt und ein Stück weiter ging dann plötzlich hoch und nach Norden gleichzeitig. Wir sind dann also zunächst auf FL 95 hoch und mehr oder weniger direkt in Richtung Augsburg. Das hätte diesmal westlich an Innsbruck vorbei geführt. Etappenweise ging es dann noch auch FL 120 hoch, aber auf unserem geplanten Weg war trotzdem alles voll mit Wolken. Für Talgeschlängel weiter unten hatte ich aber keine Lust mehr und so sind wir dann doch in Richtung Brenner geflogen, wo alles frei war. Innsbruck Radar konnte sich dann mit meinem “request crossing from Brenner to OBAGA” keinen Reim machen. Vor allem wo Obaga sein soll. Als ich dann klargestellt habe, dass es sich um einen IFR-Waypoint handelt, musste die Lotsin lachen.
Von OBAGA (was querab von Garmisch ist) bis nach Augsburg mussten wir dann also etwas mehr als 10000 ft Höhe vernichten, was bei ohrenfreundlichen 500 Fuss pro Minute also 20 min dauert. Fast so lange fliegt man auch noch bis nach Augsburg. Wir mussten dann hinter dem Ammersee mal scharf links abbiegen damit wir (ohne die Sinkrate ändern zu müssen) nicht in den Münchener Airspace C fliegen. Dann sind wir in Augsburg ruhig und alleine gelandet.
Das war ein recht kurzer, aber sehr schöner Exkurs zum Mittelmeer. Macht definitiv Lust auf mehr, damit gibt es schon mal ein mögliches Ziel für den nächsten Sommerurlaub. Was mir wieder aufgefallen ist: keiner traut sich scheinbar so weit raus. Weit und breit wieder kein D-Flieger unterwegs oder dort, wo wir waren. Das ist echt Schade. Der Irrsinn hat aber Methode – jahrelange, empirische Untersuchung bestätigt es immer wieder…