Genua und auch das Umland sind doch ganz nett, wenn man mal von der Altstadt von Genua absieht. Aber heute war dann das nächste Ziel auf dem Plan: das wäre eigentlich Korsika gewesen, wenn es denn dort Hotels und Mietwagen geben würde. Gibts aber nicht. Daneben liegt ja gleich Sardinien, also habe ich dort mal geschaut und immerhin gibt es dort Hotels und mit etwas Mühe sogar einen Mietwagen. Also haben wir kurzerhand auf Olbia umdisponiert.
Nur das Wetter könnte jetzt noch ein Hindernis sein, denn es bläst heute der Mistral. Was hat das mit Sardinien zu tun? Nun ja, der bläst nicht gerade vom Rhone-Tal aufs Mittelmeer raus, sondern macht noch eine Kurve in Richtung Italien. D.h. er bläst genau auf Korsika und Sardinien und das kleine Stück ohne Berge zwischen Sardinien und Korsika funktioniert dann wie eine Düse und verstärkt den Wind nochmal. Olbia liegt im Norden von Sardinien, also quasi genau in der “Düse”. So waren für den frühen Nachmittag in Olbia 35 in Böen 45 kt Wind vorhergesagt. Entsprechend gab es für Korsika auch ein Sigmet, welches vor schwerer Turbulenz und Gebirgswellen gewarnt hat. Erst für den späten nachmittag war Besserung vorhergesagt.
Nachdem wir also viel Zeit hatten, haben wir uns überlegt, noch nach Elba zum Mittagessen zu fliegen. Das liegt ja auf dem Weg. Also habe ich einen Flugplan nach Elba aufgegeben und wir sind gemütlich VFR losgeflogen. Es sollte immer an der Küste entlang auf einen schönen Sightseeingflug gehen. Nachdem es in Genua am Flughafen etwas chaotisch zugeht, habe ich erstmal darauf verzichtet, einen Tankwagen zu bestellen (wir haben schon gut 45 min vom reingehen bis zum Flieger gebraucht). Es stand aber ein Tankwagen beim Nachbarflieger und der war so nett uns auch noch ein paar Liter Jet-A1 zu geben.
Wir sind dann in Richtung Westen gestartet, mussten dann also rumdrehen. Der Lotse wollte uns nur auf 1000 ft haben, was für Sightseeing natürlich schön ist. So ging es dann erstmal an der Küste entlang, am malerischen Portofino vorbei in Richtung La Spezia. Dort ist eine unförmige Prohibited Area für den Militärhafen in den Weg gebaut, die auch aktiv war. Das war so der erste spannende Punkt: rechts vorbei hätte direkt ins Gewitter geführt (da waren über dem Mittelmeer schon einige unterwegs), links vorbei mussten wir also steigen und nahe an den Bergen lang, angesichts des Windes versprach das turbulent zu werden. Je höher und näher wir an die Berge gekommen sind, umso mehr wurde auch der Wind. Wir hatten dann 45 kt genau von der Seite anliegen, direkt aufs Meer raus. Ich hatte mich schon auf einige Leewellen eingestellt, aber zum Glück war es letztlich gar nicht so schlimm. Hinter La Spezia ging es dann auch wieder runter und in 1500 ft immer am Ufer entlang. Vorbei an Pisa und Livorno, wo auch schon in der Ebene Gewitter standen. Wir hatten aber Glück und hatten kein Gewitter auf dem Weg. Irgendwann muss man dann mal rechts nach Elba abbiegen, was sehr nahe am Festland liegt. Und auch Korsika kann man vom Festland aus (aus der Höhe) schon sehen. Mit einem Bogen ging es also um den Ostteil von Elba zur Landung in Marina di Campo. Das liegt mehr oder weniger in der Mitte der Insel in einem Tal. Man hat also einen wirklich schönen Anflug.
Am Platz in Elba gibt es ein kleines Restaurant, die haben für uns schnell Lasagne gekocht. Sehr freundlich und nette Leute, wir hatten ohnehin Zeit, da ich erstens warten wollte, bis der Wind in Olbia nachgelassen hatte und außerdem hatte sich nördlich von Elba noch ein Gewitter zusammengebraut, in welches wir beim Abflug reingeflogen wären. Wir haben das also über die Insel ziehen lassen und die METARs beobachtet. Es blieb in Olbia aber bei 20 in Böen 30 kt und in Elba rückte auch die Schließzeit heran. Also sind wir dann losgeflogen, der Wind war stark genug, dass man in Elba nach Norden starten musste, was aufgrund der Lage und laut AIP nicht normal ist. Normalerweise landet man auf der Piste 34 und startet auf der 16. Aber so sind wir auf der 34 gestartet, was einen interessanten Abflug ergibt, denn man muss einem Tal folgen und es dann über den Berg hinaus aufs Meer im Norden von Elba schaffen. Mit einem Bogen links um Elba herum sind wir dann mit direktem Kurs in Richtung Sardinien geflogen.
Ich wollte mir die Küste von Korsika aufgrund des Windes sparen. Wir sind also auf 5000 ft hoch und dann direkt Richtung Olbia. Das hat zur Folge, dass man recht bald auch Roma Information per Funk nicht mehr erreicht. Irgendwie verwunderlich, warum Italien nicht in der Lage ist auf einen der Berge eine Antenne zu bauen. Jedenfalls hat uns Roma Information noch die Frequenz von dem Sektor in Sardinien mitgegeben. Die ganze Zeit habe ich dann darauf gewartet, dass wir endlich in die “Düse” kommen und der Wind von Westen zunimmt, aber auf unserer Höhe hatten wir immer Wind aus Osten und es war auch ruhig. Irgendwann kamen wir dann in die Nähe des sardischen Luftraumes und ich dachte mir dann, ich rufe mal Olbia Approach, da wir ja durch den kontrollierten Luftraum wollten. Der Lotse musste dann eine Weile nachdenken und hat uns auf Roma Information geschickt (VFR geht ihn nichts an). Roma Information meinte dann, wir sollten Olbia Tower rufen, sie seien nicht zuständig. Olbia Tower meinte, wir sollten Roma Information rufen, sie seien nicht zuständig… wieder ATC Italiano at its best. Wir sind also einfach mal auf der Tower-Frequenz geblieben und haben dort mitgehört und haben uns dann kurz vor dem Meldepunkt von der Kontrollzone wieder bei Tower gemeldet.
Es waren immer noch 15 in Böen 25 kt Wind, halbwegs auf der Piste. Anders als über die Meldepunkte hinfliegen geht natürlich auch nicht, der Punkt im Norden vom Platz liegt aber echt doof zwischen zwei Bergen. Ich war schon auf Turbulenz eingestellt und so kam es auch, wir wurden auf den letzten paar Minuten immer wieder ordentlich durchgeschüttelt. Landschaftlich war der Anflug aber sehr schön. Die Landung war dann auch gut und wir sind zum dem Vorfeld gerollt, wo die ganzen Kolbenschüttler abgestellt werden. Wie üblich waren keine Maschinen aus Deutschland da. In Elba hatten wir immerhin eine DA42 aus Innsbruck getroffen, aber sonst sind wir bisher noch keiner anderen Maschine aus Deutschland begegnet – ich verstehe das immer noch nicht.
Olbia ist dann nicht unweit der Costa Smeralda und damit der Schönen und Reichen (war mir vorher nicht so klar). Daher fährt man in Olbia auch Audi e-tron als Follow me und wird vom VIP-VW-Bus abgeholt von einer adretten Dame. Und das “normale” Vorfeld vom GAT steht voll mit Privatjets. Und das GAT ist das luxuriöseste GAT welches ich jemals bislang gesehen habe. Sehr nett. Man kann auch alles gleich im GAT kaufen, was man so braucht – Yachten, Flugzeuge, Champagner, Diamanten. Natürlich ist auch klar, dass ich den einen Kilometer zum Mietwagen im normalen Terminal nicht zu Fuß gehen durfte – da fährt selbstredend die Limousine vom GAT hin. Bin mal auf die Rechnung gespannt…
Mit dem Mietwagen ging es dann zum wohlverdienten ALW (after landing wine) ins Hotel. Scheint alles ganz nett zu sein hier.