Nach zwei Tagen Aix-en-Provence und Marseille ging es heute weiter – nach Mallorca. Ich wollte immer schon mal mit dem eigenen Flieger nach Mallorca, daher war das ein Ziel dieser Reise.
In Südfrankreich blies heute der Mistral, in Aix waren stramme 20 in Böen 30 kt Wind – aber ziemlich genau auf der Piste, in der Höhe waren bis zu 50 kt Wind angesagt. Das Low-level-SWC wusste allerdings nur von Turbulenz bis 4000 ft zu berichten, über dem Wasser mussten (wollten) wir ohnehin höher sein, so dass das kein Faktor sein sollte. Erst wollte ich noch in Perpignan Pause machen, aber dort war das Wetter schon relativ schlecht, mit niedrigen Untergrenzen, Regen und böigem Wind, so dass wir lieber gleich direkt nach Son Bonet in Mallorca geflogen sind. Ich habe also einen IFR-Flugplan aufgegeben, mit einer Strecke, die relativ nah an der Küste war.
In Aix ging es dann gleich IFR los. Das ist in Frankreich ziemlich gut gemacht, Aix ist eigentlich kein IFR-Platz (eher vergleichbar mit sowas wie Eggenfelden bei uns), aber es gibt eine IFR-Arrival-Route (keinen Approach) und auch eine IFR-Departure. Nach dem Abheben war es in der Tat etwas turbulent, aber der Lotse von Marseille Approach hat uns gleich auf FL 80 geschickt, so dass wir ziemlich schnell in ruhiger Luft waren. Statt der Route an der Küste gab es quasi ein direct mehr oder weniger nach Bagur, an der spanischen Costa Brava. Das führte also ziemlich weit aufs Meer raus. Dafür hatten wir ordentlich Rückenwind und waren im Prinzip fast die ganze Zeit mit 170-180 kt Groundspeed unterwegs. Das erste Stück war es noch wolkenlos aber dann hatten wir zunächst das schlechte Wetter von Perpignan unter uns und dann irgendwann um uns. Es waren allerdings in unserer Höhe nur Wolken, kein Niederschlag, Eis oder sonstwas. Zwischendrin kam dann auch der Wechsel nach Spanien zu Barcelona Approach, die sich mehrmals nach den Flugwetterbedingungen erkundigt haben (man wird – so habe ich gelesen – dort viel lieber VFR gesehen, mit der Konsequenz dass man natürlich nicht in Airspace A und damit auf sinnvoller Höhe fliegen kann). Irgendwann ein Stück vor KENAS, einem Wegpunkt wo man an Palma Approach übergeben wird, haben uns dann die Wolken wieder ausgespuckt und es war wolkenlos. Ich habe dann Palma Approach irgendwann nach dem Sinkflug gefragt und das wurde ziemlich prompt mit “Descent 1000 ft, IFR cancelled” beantwortet. Nun ja, eigentlich muss ich IFR canceln und nicht der Lotse, aber egal. Wir sind also laut Lotsenanweisung VFR durch den Airspace A gesunken und waren ziemlich genau über Alcudia im Osten von Mallorca in 1000 ft (ich habe mich mit dem Sinkflug jetzt nicht gerade beeilt…). Die Aussicht etwa ab KENAS (was noch ca. 60 NM von Mallorca entfernt ist) war allerdings sehr schön. Die ganze Zeit sieht man die Gipfel der Serra de Tramuntana vor sich und etwas näher gekommen dann Kap Formentor und die Bucht von Alcudia.
Über der Insel ist ein Airspace A-Deckel in 1000 ft über Grund, d.h. man muss theoretisch einen Geländefolgeflug in 1000 ft machen. Wir sind dann von Alcudia nach Inca geflogen und ich habe den Platz von Son Bonet gesucht, der allerdings hinter einem Hügel liegt von der Seite aus und daher erst spät zu sehen ist. Die Landschaft von oben ist sehr schön anzusehen, im Tiefflug nervt allerdings die Terrain-Warnung vom G1000 etwas. Son Bonet ist ein Platz ohne Flugleiter oder sowas, d.h. es gibt nur eine “Traffic”-Frequenz, wo jeder Meldungen über seine Position und Absichten absetzt. Im Gegensatz zu manchem Info-Platz in Deutschland wird das aber dort vorbildlich gelebt, obwohl relativ viel Platzrundenverkehr war, war jederzeit klar, wer wo ist und was er macht. Als ich mich “right base runway 23” gemeldet hatte, hat auch am Boden einer geantwortet mit “traffic in right base in sight, will line up behind”. Da könnten einige Piloten bei uns noch was lernen…
Die Landung war dann ruhig, interessanterweise schließt man seinen Flugplan per Funk mit “Palma Operations”, die am benachbarten Verkehrsflughafen sitzen und die man vom Boden aus anfunken kann. Dann ging es erstmal mit dem Taxi vom Flughafen zum Flughafen um einen Mietwagen zu besorgen, denn in Son Bonet gibt es keinerlei Infrastruktur am Boden. Es ist aber jemand da, der das Taxi rufen kann und zum Verkehrsflughafen ist es nicht weit (20 € mit dem Taxi). Mit dem Mietwagen gings dann weiter ins Hotel zum wohlverdienten After-landing-Wein.