Jetzt war ich in letzter Zeit so oft in Bozen mit nur einem funktionierenden Motor, jetzt mussten wir das wunderschöne Wetter nutzen und mal als reinen Genußflug nach Bozen fliegen. Quasi auf die “100 €-Lasagne”. Heute bot sich das an, über den Bergen bestes Wetter, leichter Nordföhn zwar vorhergesagt aber nach den Synop-Meldungen auf den Bergen oben nur 10 kt Wind.
Mittags ging es in Augsburg los, von dort aus gleich mit südlichem Kurs hoch auf 10000 ft und dann einfach mal direkt zum Meldepunkt NOVEMBER 1 von Innsbruck. Das schöne an der Zweimot konnte man dann an der Kommunikation mit dem Innsbrucker Radarlotsen wieder mal erleben: Die lief so ab: “Innsbruck Radar, D-GIGA” “D-GIGA, Innsbruck Radar, identified, proceed direct Brenner, altitude 10000 ft on QNH 1024”. Das wars. Das habe ich jetzt so ähnlich öfters auch schon in Deutschland (und auch im Sommerurlaub) erlebt: mit der Zweimot wird man ernster genommen. Da fliegt man keine VFR-Strecken mehr, sondern einfach direkt. Da motzt FIS nicht, dass da bald ein Airspace C käme und ob man da gefälligst draußen bleibt, sondern fragt, ob man eine Clearance braucht. “Ramp presence” heißt das am Boden…
Das direkte Routing abseits der VFR-Strecke nach Innsbruck ist dann auch relativ spektakulär, man sieht erst nur den Grat der Inntalkette und dann fällt der Berg fast senkrecht zum Inntal hin ab. Sehr schön anzusehen. Genau so schön ging es auch weiter, erst zum Brenner und dann dort halb rechts über den Jaufenpass in Richtung Meran. In Bozen war dann ein IFR-Abflug, was leider dafür sorgt, dass quasi die ganze ATZ (Aerodrome Traffic Zone) für VFR geschlossen ist und man über einem der Meldepunkte warten müsste. Also sind wir erstmal relativ weit oben geblieben und haben sehr langsam gemacht. Das ging sich auch ganz gut aus, aber wir mussten dann trotzdem einen sehr sportlichen Sinkflug hinlegen mit durchschnittlich ca. 1600 ft pro Minute. Zum Glück gibts bei der DA42 die Möglichkeit, das Fahrwerk bei jedem Tempo auszufahren (Handbremse Stufe 1), dann bei 130 kt die Klappen auf die 1. Stufe zu bringen (Handbremse Stufe 2), dann noch die Motorleistung auf Leerlauf (Handbremse Stufe 3) und schon gehts bei noch überschaubarem Tempo rapide abwärts. Der Anflug an sich ist jedenfalls auch ein optischer Hochgenuß und die Landung war sehr ruhig.
Nach einem Mittagessen ging es nach Salzburg weiter, wo wir bei Freunden übernachten wollten. Wir sind also in Bozen gestartet und dann der Brenner-Autobahn gefolgt. Eigentlich könnte man bei Sterzing in Richtung Zillertal abbiegen, man würde dann aber im Lee der höheren Berge fliegen und der Wind hatte etwas zugenommen. Also habe ich es vorgezogen, auf der Luv-Seite zu bleiben und wir sind hinter dem Brenner in Richtung Tux abgebogen. Danach dann über den Zillertal, Gerlospass, immer das Salzach-Tal entlang nach Zell am See, Bischofshofen. Die Sonne war das letzte Stück am Untergehen und wir konnten ein wunderschönes Alpenglühen sehen. Die ganze Zeit waren wir bei Innsbruck Radar und kein einziges anderes Flugzeug war unterwegs – schon seltsam bei dem herrlichen Wetter. Traut sich wieder keiner raus…
Auf dem letzten Stück waren wir dann bei Salzburg Radar, wo auch kein anderes Flugzeug unterwegs war. Also ging es gemütlich etwa ab Bischofshofen mit 500 ft pro Minute abwärts. Man muss dann durch ein relativ enges Stück fliegen, da wo unten der Pass Lueg ist. Der wirkt dann natürlich quasi als Düse bei Nordwind und man hat dort entsprechend etwas Turbulenz. Zum Glück vorhersehbar und auch heute nicht allzu schlimm. Schließlich hat dann Salzburg für uns mal schnell die Piste gewechselt und wir konnten straight in auf der Piste 33 landen. Alles in allem ein traumhafter Flug durch die Berge und das heute ganz ohne Motorausfall mal auch für den Piloten zum genießen.