In Trier war es ganz schön, die Gegend bietet sich auch für einen nochmaligen Wochenendausflug an. Wir waren unter anderem im Eifelpark, der so eine Kombination aus Wildtierpark und Freizeitpark ist. Der liegt quasi im Endanflug vom Flugplatz Bitburg, aber man kommt nicht so leicht vom Flugplatz dort hin. Da wär ein Shuttleservice nicht schlecht. Wobei – es kommt vermutlich eh niemand mit dem Flugzeug…
Angesichts der Tatsache, dass wieder Schauer und Gewitter vorhergesagt sind und sich auch schon viele recht tiefe Cumuli gebildet hatten, wollte ich gleich hoch und nach Hause. Also haben wir einen Z-Flugplan aufgegeben, mit dem IFR-Pickup ein Stück von Trier weg, so dass noch eine Sightseeingrunde die Mosel entlang drin war. Es ging dann also vom Flugplatz aus erstmal nach Trier. Ich hatte FIS für Verkehrsinfo gerufen, aber der Lotse war so geschäftig, dass er uns gleich wieder los werden und an RADAR übergeben wollte. Der Radar-Lotse hat dann kapiert, dass wir erst noch ein paar Minuten was anschauen wollen und uns unseren geplanten IFR-Pickup-Point in der Freigabe gegeben. So haben wir also erst noch eine Runde um Trier gedreht und sind dann ein Stück an der Mosel entlang.
In Richtung nach Hause waren dann schon ganz schön viele Cumuli aufgetürmt, einige schon in Richtung TCU. Die Strecke geradeaus an der Mosel entlang war aber frei und so konnten wir dort schon hoch steigen. Zu unserem IFR-Pickup-Point hin, hätte dann aber einer der TCUs im Weg gestanden. “To avoid” ging es dann auch erstmal mit Headings weiter, bis wir dann auf geplantem FL 100 waren, wo aber die Cumuli schon drüber raus gewachsen waren. Also ging es noch auf FL 120 hoch und dann in Richtung Augsburg.
Hinter dem Rhein waren dann auch keine Wolken mehr und es war ein ruhiger Flug. Querab von Stuttgart gab es dann eine “interessante” Diskussion im Funk, da war einer VFR unterwegs, der den Airspace D von Stuttgart durchqueren wollte. Der hat dann bei Radar reingefunkt und gemeint, er sei jetzt schonmal auf FL 100 gestiegen, worauf der wissen wollte, von wem er denn die Freigabe dazu habe. Der meinte dann, FL 100 sei doch noch ohne Freigabe möglich. Der Versuch der Aufklärung, das FL 95 das letzte nutzbare VFR-Level sei wurde dann mit “das muss aber ganz neu sein” kommentiert. Der Lotse meinte dann nur lapidar er wüsste ja nicht, wie lange er nicht geflogen sei, aber die 10 Jahre die er jetzt Lotse ist, war es schon so. Das sind so die Kandidaten für Near Misses wie neulich. Einfach mal so auf einem IFR-Level unterwegs. Wird schon keiner kommen. Ok, er war immerhin ja mit ATC in Kontakt.
In Augsburg war heute dann die Piste 07 mal aktiv und schon der Lotse von Stuttgart hatte uns ein “direct MA011” gegeben, also quasi zum sinnvollstem Punkt auf dem GPS-Anflug aus unserer Richtung. Dort ging es dann noch den RNP (GPS)-Approach runter und dann wieder nach Hause. Auch diese Woche war nochmal schön, Oostende lohnt auf jeden Fall nochmal für einen Wochenendausflug. Da kann man am Strand sicher auch schön entlang wandern. Und im Gegensatz zu Sardinien ist der Strand nicht nur 20x so breit, es sind auch kaum Leute da bzw. verläuft es sich einfach.
Ein Tag am Strand ist völlig ausreichend und Oostende hat außer Strand nicht viel zu bieten. Also müssen wir weiter. Auf halbem Weg zurück liegt die Eifel, wo wir auch noch nicht waren. Also wollte ich eigentlich nach Dahlemer Binz, aber war nach einem Blick auf Booking.com wieder das Hotel/Preis-Problem. Schlechte Hotels für viel Geld muss nicht sein. Daher haben wir uns dann Trier ausgesucht, was ja Ausflüge in die Südeifel ermöglicht. Dort ist die Hotelkonkurrenz groß genug, das die Preise normal sind.
Ursprünglich war für den Rückflug ja etwas Sightseeing geplant, aber es war noch diesiger als beim Hinflug und in Oostende laut METAR nur 5 km Sicht. Daher habe ich einen Y-Flugplan nach Trier aufgegeben. Als wir losgeflogen sind, hatte sich das laut METAR auf 6 km gebessert, aber gleich nach dem Abheben hat man gesehen, dass das nicht so ganz stimmen kann. Die Sicht war jedenfalls deutlich besser. Wir hätten dann IFR canceln können, aber ein Stück im Landesinneren war es tatsächlich wieder sehr diesig. Daher sind wir dann IFR weitergeflogen. Aus 6000 ft konnte man unten im Dunst den Boden erahnen. So etwa auf halbem Weg zwischen Brüssel und Lüttich war dann der Dunst schlagartig weg und es war schöne Fernsicht.
Irgendwann wollte der Lotse von Belgien das Heading zum Zielflugplatz von uns wissen. Dank Elektronik hat man das ja in 10 Sekunden parat, woraufhin wir ein “direct destination” bekamen. Das hat bestimmt 10 min Flugzeit zum Flugplan gespart. Wir sind dann noch bis ca. 10 min vor Bitburg IFR geflogen und haben dann gecancelt. So gab es doch noch ein bisschen was von der Eifel zu sehen und es ging erstmal in Richtung Trier-Stadt. Dann in einem Bogen in den Gegenanflug zur Piste 22 von Trier-Föhren wo wir ruhig gelandet sind. Auch hier: kein anderer da. Als wir ausgepackt haben, kam immerhin ein Gyrocopter, der gerade einen Trainingsflug von Mainz aus gemacht hat.
Nachdem das App2Drive-Auto leider kaputt war, mussten wir mit dem Taxi in die Stadt fahren, da keine andere Autovermietung an den Flugplatz zustellt. Unser Hotel ist dann gleich in der Innenstadt und insgesamt ist Trier ziemlich voll. Zum Abendessen in der Fussgängerzone einen freien Tisch finden war gar nicht so leicht. Also sind ja schon viele Leute unterwegs. Nur keine mit Flugzeug wie es scheint.
Für zwei Tage musste ich dienstlich in München sein, jetzt können wir weiter Urlaub machen. Und zwar nochmal eine Woche, also stellt sich wieder die Frage: wohin? Unsere große Tochter wollte gerne nochmal ans Meer. Gut. Mittelmeer waren wir ja jetzt schon, also vielleicht mal ein Anderes. Ostsee – ist mir immer noch zu wahnsinnig was die Preise angeht. Nordsee in Deutschland auch nicht besser, aber die ist ja größer. In Frankreich schaut es allerdings mit Mietwagen mau aus. Also habe ich mal was neues rausgesucht: Oostende in Belgien. Das ist an der Nordsee und der Flugplatz liegt genau am Meer. Da braucht man also kein Auto.
Ab nachmittags sollte es Schauer und Gewitter geben, daher haben wir uns überlegt, auf dem Rückweg Sightseeing zu machen und den Hinflug gleich IFR zu erledigen. Außerdem ist der Luftraum in Belgien komplex, ich erinnere mich noch, dass beim letzten Mal Belgien-Durchquerung das JeppFD VFR direkt abgestürzt war. Und IFR ist mir das ja egal, was das so an Restricted Areas in den Weg gebaut ist.
Von Augsburg bis hinter der belgischen Grenze war es ein ruhiger Flug. Vorbei unter anderem an Spangdahlem, wo gerade zwei F16 gestartet sind, die wir gut beobachten konnten. Die hätten ruhig bei uns mal ein Intercept üben können. Ein Stück vor Brüssel war es dann recht zugezogen und erste Schauer unterwegs. Wir hatten aber Glück und waren knapp unter den Wolken. Die Strecke war dann genau über die Brüsseler Innenstadt – also doch etwas Sightseeing, wenn auch aus relativ großer Höhe. Interessanterweise sind wir auch genau durch die Prohibited Area von Brüssel geflogen, ich vermute mal, die gilt nur für VFR. Hinter Brüssel wurde dann die Sicht schlechter und es war recht dunstig, in Oostende versprach die ATIS nur 7000 m Sicht. Es stand auch noch ein ordentlicher Schauer im Weg, wo wir zwar nicht durch die Wolken aber Mitten durch den Bereich sind, aus dem es rausgeschüttet hat. Weiter zur Küste hin war es dann zwar sehr dunstig aber wieder schön.
So sind wir dann in Oostende das ILS runtergeflogen und ruhig gelandet. Natürlich war kein anderer Flieger am Platz… Das GAT ist neu gebaut und sehr schön angelegt. Gleich daneben gibt es ein Restaurant, wo wir das wohlverdiente ALB genossen haben. Vom GAT sind es geschätzte 400 m bis zum Strand, da könnte man also eigentlich früh hin und abends wieder nach Hause fliegen. Wobei es von Augsburg aus aber 2:30 h Flugzeit sind. Nach dem Essen ging es dann ins Hotel in der Innenstadt, welches 100 m von der Strandpromenade entfernt ist. Da wird es sich einen Tag am Strand also mal aushalten lassen.
Heute waren dann die paar Tage auf Sardinien schon wieder vorbei und wir mussten nach Hause. Es war wirklich schön in Olbia, landschaftlich ist es sehr schön, das Essen passt, das Hotel war gut. Einen Tag waren wir auch mal am Strand – da war allerdings der Parkplatz der begrenzende Faktor. Der Strand kaum tiefer als zwei Handtücher – bei allerdings sehr warmem und schön blauem Wasser. Corona-Abstand natürlich Fehlanzeige, Handtuch an Handtuch liegen die Leute – ein Irrsinn (auch ohne Corona), aber wer garen will, der muss da wohl durch. Dann hatte wohl das Bild vom Hinflug bei Livorno nicht getäuscht, dort sah es nämlich auch so aus, als liegen die Leute da mehr oder weniger nebeneinander.
Im GAT war heute sogar richtig was los, bei der Landung waren wir schon zu spät. Es kam ein Jet nach dem anderen und ich musste etwas lachen, als sich 6 Leute mit einem Berg an Koffern, die wohl gerade im Jet angereist waren, versuchten in einen Fiat 500 zu zwängen. Ich schätze 3-4 Mal werden die gefahren sein. Der Chef vom GAT musste mich jedenfalls persönlich von der Mietwagen-Abgabe abholen (laufen ist nicht standesgemäß). Er hat mir dann erzählt, dass sie im Prinzip was den Jet-Verkehr keinen Einbruch durch Corona haben, lediglich der normale Linienverkehr ist eingebrochen aber schon wieder auf dem Rückweg zur Normalität. Es gäbe allerdings keine Mietwagen (haben wir auch gemerkt), weil die Mietwagenfirmen gar nicht so schnell Autos herbekommen würden. Während die Rechnung vorbereitet wurde, haben wir dann 40 Jets auf dem Vorfeld gezählt. Da ist natürlich auch klar, dass die Kolbenflieger ein eigenes kleines Vorfeld haben. Man will seine Armut ja auch nicht so zeigen.
Die Rechnung war jedenfalls 120 € – was echt wenig ist für Zwangshandling, die Qualität vom GAT und 4 Tage parken. In Genua hatte es für eine komplette Nicht-Leistung 190 € gekostet. Da komme ich gerne nochmal wieder.
Wir mussten heute zwar nach Hause, aber wollten noch schönes Sightseeing machen. Also hatte ich den Flugplan zunächst nach Süden und dann mit einem Bogen über das sardische Landesinnere an Korsika und Elba vorbei zunächst nach Lucca (bei Pisa) aufgegeben. Im Internet hatte ich allerdings gelesen, dass man in Sardinien im Sommer besser nicht fliegt, bzw. wenn dann vor 10 oder nach 19 Uhr. Es ging dann kurz nach 12 los, am Anfang der Küste entlang – die wirklich sehr schön ist. Das war noch OK. Kurz nach dem Abbiegen ins Landesinnere, noch während dem Steigflug ging es dann allerdings los: wir hatten einmal 3000 ft pro Minute steigen anliegen. Das war der erste Updraft… Als wir dann hätten Höhe halten sollen, ging es mit Turbulenz so richtig los. Das wollte ich uns nicht zumuten, also sind wir in einem Bogen nach links wieder umgekehrt und zurück zur Küste geflogen. Die Kontrollzone kreuzen war dann für den Tower-Lotsen scheinbar ein Problem – am Ufer entlang ging nicht, als Midfield zum Platz und das Timing wann wir denn die Piste kreuzen können war für ihn scheinbar nicht so einfach. Es ging dann irgendwie doch und wir sind in Richtung Costa Smeralda geflogen. Wie schon bei der Landung war es dort auch an der Küste recht bockig, allerdings nicht so schlimm wie vor ein paar Tagen.
Die Costa Smeralda ist landschaftlich sehr schön und es liegen dort auch diverse Yachten rum, die wohl zu den Jets in Olbia gehören. Es gab auch in einer Bucht eine Yacht, die quasi so groß wie die Bucht war. Hinter uns kam auch ein Hubschrauber zur Landung auf einem Schiff. Es wird dann flacher und es kommt die Straße von Bonifacio – die Meerenge zwischen Korsika und Sardinien. Dort kommt man irgendwann zu Ajaccio Approach – also der französischen Flugsicherung. Da ist der Service gleich merklich besser, ohne Probleme wird man durch die Restricted Areas im Osten von Korsika gecleared. Einzig ein Stück gab es mal keinen Funk, da wir wieder in Ameisenkniehöhe unterwegs waren. Das hat der Lotse aber auch angekündigt. Korsika ist einerseits schroffer und höher als Sardinien, andererseits aber viel grüner. Da müssen wir irgendwann auch nochmal hin, schaut von oben jedenfalls auch ganz reizvoll aus. Vor Bastia sind wir dann in Richtung Elba abgebogen und dann nördlich an Elba vorbei wieder zum italienischen Festland.
Noch vor Livorno sind wir dann nach rechts abgebogen in Richtung Lucca. Das sollte unser Zwischenziel zum Mittagessen sein. Wir hatten Glück und konnten direkt landen, am Platz ist so viel Fallschirmsprungbetrieb, dass es immer nur kurze Zeitfenster gibt, wohl mal keine Springer unterwegs sind. Der Platz liegt ungünstig hinter ein paar hohen Bäumen, was ein paar Turbulenzen im kurzen Endteil und eine etwas härter als gewohnte Landung brachte. Wir haben dann getankt und wollten etwas essen. Leider ist wegen Corona alles geschlossen. Und vom Platz weg in die Stadt von Lucca hätte einfach zu lang gedauert, wir wollten ja noch nach Hause. Also gab es nur ein paar Snacks aus der Bordverpflegung und wir haben sofort unseren Flugplan nach Hause aufgegeben und dann die Fallschirmspringer beobachtet. Der Sinn erschließt sich mir noch nicht ganz – es gab scheinbar so eine Art Wettbewerb, wer am schnellsten (!) wieder unten ist. Ich dachte immer, man will das genießen. Aber das ist wohl wie bei den GA-Piloten. Da beobachte ich bei Flightradar bisweilen welche, da handelt es sich auch um Punkt-zu-Punkt-Verkehr. Starten, halbwegs hoch, direct destination, landen. Ich fliege doch nicht (nur) von A nach B. Ich will doch gerade in bislang unbekannter Landschaft auch was sehen und bin deswegen low & slow unterwegs. Ok, wenn es IFR ist, dann geht es nicht anders (was auch nicht ganz stimmt wenn man nur will). Deswegen fliegen wir im Urlaub auch überwiegend VFR.
Wir sind dann jedenfalls nach der Pause gemütlich in Lucca abgeflogen. Wir wollten nichts mehr anschauen, sondern nur nach Hause, also sollte es eigentlich gleich hoch gehen. Aber da war wieder die faszinierende italienische Flugsicherung: hoch geht nicht, aber direkt nach Norden schon. Da stehen nur Berge im Weg, also geht das eine nicht ohne das andere. Ist halt ATC scheinbar egal. Ich habe dann abgelehnt und ein Stück weiter ging dann plötzlich hoch und nach Norden gleichzeitig. Wir sind dann also zunächst auf FL 95 hoch und mehr oder weniger direkt in Richtung Augsburg. Das hätte diesmal westlich an Innsbruck vorbei geführt. Etappenweise ging es dann noch auch FL 120 hoch, aber auf unserem geplanten Weg war trotzdem alles voll mit Wolken. Für Talgeschlängel weiter unten hatte ich aber keine Lust mehr und so sind wir dann doch in Richtung Brenner geflogen, wo alles frei war. Innsbruck Radar konnte sich dann mit meinem “request crossing from Brenner to OBAGA” keinen Reim machen. Vor allem wo Obaga sein soll. Als ich dann klargestellt habe, dass es sich um einen IFR-Waypoint handelt, musste die Lotsin lachen.
Von OBAGA (was querab von Garmisch ist) bis nach Augsburg mussten wir dann also etwas mehr als 10000 ft Höhe vernichten, was bei ohrenfreundlichen 500 Fuss pro Minute also 20 min dauert. Fast so lange fliegt man auch noch bis nach Augsburg. Wir mussten dann hinter dem Ammersee mal scharf links abbiegen damit wir (ohne die Sinkrate ändern zu müssen) nicht in den Münchener Airspace C fliegen. Dann sind wir in Augsburg ruhig und alleine gelandet.
Das war ein recht kurzer, aber sehr schöner Exkurs zum Mittelmeer. Macht definitiv Lust auf mehr, damit gibt es schon mal ein mögliches Ziel für den nächsten Sommerurlaub. Was mir wieder aufgefallen ist: keiner traut sich scheinbar so weit raus. Weit und breit wieder kein D-Flieger unterwegs oder dort, wo wir waren. Das ist echt Schade. Der Irrsinn hat aber Methode – jahrelange, empirische Untersuchung bestätigt es immer wieder…
Genua und auch das Umland sind doch ganz nett, wenn man mal von der Altstadt von Genua absieht. Aber heute war dann das nächste Ziel auf dem Plan: das wäre eigentlich Korsika gewesen, wenn es denn dort Hotels und Mietwagen geben würde. Gibts aber nicht. Daneben liegt ja gleich Sardinien, also habe ich dort mal geschaut und immerhin gibt es dort Hotels und mit etwas Mühe sogar einen Mietwagen. Also haben wir kurzerhand auf Olbia umdisponiert.
Nur das Wetter könnte jetzt noch ein Hindernis sein, denn es bläst heute der Mistral. Was hat das mit Sardinien zu tun? Nun ja, der bläst nicht gerade vom Rhone-Tal aufs Mittelmeer raus, sondern macht noch eine Kurve in Richtung Italien. D.h. er bläst genau auf Korsika und Sardinien und das kleine Stück ohne Berge zwischen Sardinien und Korsika funktioniert dann wie eine Düse und verstärkt den Wind nochmal. Olbia liegt im Norden von Sardinien, also quasi genau in der “Düse”. So waren für den frühen Nachmittag in Olbia 35 in Böen 45 kt Wind vorhergesagt. Entsprechend gab es für Korsika auch ein Sigmet, welches vor schwerer Turbulenz und Gebirgswellen gewarnt hat. Erst für den späten nachmittag war Besserung vorhergesagt.
Nachdem wir also viel Zeit hatten, haben wir uns überlegt, noch nach Elba zum Mittagessen zu fliegen. Das liegt ja auf dem Weg. Also habe ich einen Flugplan nach Elba aufgegeben und wir sind gemütlich VFR losgeflogen. Es sollte immer an der Küste entlang auf einen schönen Sightseeingflug gehen. Nachdem es in Genua am Flughafen etwas chaotisch zugeht, habe ich erstmal darauf verzichtet, einen Tankwagen zu bestellen (wir haben schon gut 45 min vom reingehen bis zum Flieger gebraucht). Es stand aber ein Tankwagen beim Nachbarflieger und der war so nett uns auch noch ein paar Liter Jet-A1 zu geben.
Wir sind dann in Richtung Westen gestartet, mussten dann also rumdrehen. Der Lotse wollte uns nur auf 1000 ft haben, was für Sightseeing natürlich schön ist. So ging es dann erstmal an der Küste entlang, am malerischen Portofino vorbei in Richtung La Spezia. Dort ist eine unförmige Prohibited Area für den Militärhafen in den Weg gebaut, die auch aktiv war. Das war so der erste spannende Punkt: rechts vorbei hätte direkt ins Gewitter geführt (da waren über dem Mittelmeer schon einige unterwegs), links vorbei mussten wir also steigen und nahe an den Bergen lang, angesichts des Windes versprach das turbulent zu werden. Je höher und näher wir an die Berge gekommen sind, umso mehr wurde auch der Wind. Wir hatten dann 45 kt genau von der Seite anliegen, direkt aufs Meer raus. Ich hatte mich schon auf einige Leewellen eingestellt, aber zum Glück war es letztlich gar nicht so schlimm. Hinter La Spezia ging es dann auch wieder runter und in 1500 ft immer am Ufer entlang. Vorbei an Pisa und Livorno, wo auch schon in der Ebene Gewitter standen. Wir hatten aber Glück und hatten kein Gewitter auf dem Weg. Irgendwann muss man dann mal rechts nach Elba abbiegen, was sehr nahe am Festland liegt. Und auch Korsika kann man vom Festland aus (aus der Höhe) schon sehen. Mit einem Bogen ging es also um den Ostteil von Elba zur Landung in Marina di Campo. Das liegt mehr oder weniger in der Mitte der Insel in einem Tal. Man hat also einen wirklich schönen Anflug.
Am Platz in Elba gibt es ein kleines Restaurant, die haben für uns schnell Lasagne gekocht. Sehr freundlich und nette Leute, wir hatten ohnehin Zeit, da ich erstens warten wollte, bis der Wind in Olbia nachgelassen hatte und außerdem hatte sich nördlich von Elba noch ein Gewitter zusammengebraut, in welches wir beim Abflug reingeflogen wären. Wir haben das also über die Insel ziehen lassen und die METARs beobachtet. Es blieb in Olbia aber bei 20 in Böen 30 kt und in Elba rückte auch die Schließzeit heran. Also sind wir dann losgeflogen, der Wind war stark genug, dass man in Elba nach Norden starten musste, was aufgrund der Lage und laut AIP nicht normal ist. Normalerweise landet man auf der Piste 34 und startet auf der 16. Aber so sind wir auf der 34 gestartet, was einen interessanten Abflug ergibt, denn man muss einem Tal folgen und es dann über den Berg hinaus aufs Meer im Norden von Elba schaffen. Mit einem Bogen links um Elba herum sind wir dann mit direktem Kurs in Richtung Sardinien geflogen.
Ich wollte mir die Küste von Korsika aufgrund des Windes sparen. Wir sind also auf 5000 ft hoch und dann direkt Richtung Olbia. Das hat zur Folge, dass man recht bald auch Roma Information per Funk nicht mehr erreicht. Irgendwie verwunderlich, warum Italien nicht in der Lage ist auf einen der Berge eine Antenne zu bauen. Jedenfalls hat uns Roma Information noch die Frequenz von dem Sektor in Sardinien mitgegeben. Die ganze Zeit habe ich dann darauf gewartet, dass wir endlich in die “Düse” kommen und der Wind von Westen zunimmt, aber auf unserer Höhe hatten wir immer Wind aus Osten und es war auch ruhig. Irgendwann kamen wir dann in die Nähe des sardischen Luftraumes und ich dachte mir dann, ich rufe mal Olbia Approach, da wir ja durch den kontrollierten Luftraum wollten. Der Lotse musste dann eine Weile nachdenken und hat uns auf Roma Information geschickt (VFR geht ihn nichts an). Roma Information meinte dann, wir sollten Olbia Tower rufen, sie seien nicht zuständig. Olbia Tower meinte, wir sollten Roma Information rufen, sie seien nicht zuständig… wieder ATC Italiano at its best. Wir sind also einfach mal auf der Tower-Frequenz geblieben und haben dort mitgehört und haben uns dann kurz vor dem Meldepunkt von der Kontrollzone wieder bei Tower gemeldet.
Es waren immer noch 15 in Böen 25 kt Wind, halbwegs auf der Piste. Anders als über die Meldepunkte hinfliegen geht natürlich auch nicht, der Punkt im Norden vom Platz liegt aber echt doof zwischen zwei Bergen. Ich war schon auf Turbulenz eingestellt und so kam es auch, wir wurden auf den letzten paar Minuten immer wieder ordentlich durchgeschüttelt. Landschaftlich war der Anflug aber sehr schön. Die Landung war dann auch gut und wir sind zum dem Vorfeld gerollt, wo die ganzen Kolbenschüttler abgestellt werden. Wie üblich waren keine Maschinen aus Deutschland da. In Elba hatten wir immerhin eine DA42 aus Innsbruck getroffen, aber sonst sind wir bisher noch keiner anderen Maschine aus Deutschland begegnet – ich verstehe das immer noch nicht.
Olbia ist dann nicht unweit der Costa Smeralda und damit der Schönen und Reichen (war mir vorher nicht so klar). Daher fährt man in Olbia auch Audi e-tron als Follow me und wird vom VIP-VW-Bus abgeholt von einer adretten Dame. Und das “normale” Vorfeld vom GAT steht voll mit Privatjets. Und das GAT ist das luxuriöseste GAT welches ich jemals bislang gesehen habe. Sehr nett. Man kann auch alles gleich im GAT kaufen, was man so braucht – Yachten, Flugzeuge, Champagner, Diamanten. Natürlich ist auch klar, dass ich den einen Kilometer zum Mietwagen im normalen Terminal nicht zu Fuß gehen durfte – da fährt selbstredend die Limousine vom GAT hin. Bin mal auf die Rechnung gespannt…
Mit dem Mietwagen ging es dann zum wohlverdienten ALW (after landing wine) ins Hotel. Scheint alles ganz nett zu sein hier.
Wie schon angekündigt: ab heute ist Sommerurlaub 🙂 – dieses Jahr müssen wir diesen leider von den Möglichkeiten abhängig machen, die uns mit Corona bleiben. Immerhin hat sich die Lage soweit beruhigt, dass man auch ins Ausland kann. Wir haben dann etwas überlegt und sind auf die Idee gekommen, man könnte doch mal nach Elba schauen. Eine kurze Internet-Recherche ergab dann allerdings, dass die Hotelpreise dort genau so crazy sind, wie an der Ostsee (und die Qualität der Hotels wohl auch nicht so berauschend), also haben wir mal Korsika geplant, wo das schon deutlich besser aussieht.
Mit diesem Plan ging es heute los, ich habe aus geschäftlichen Gründen erstmal nur eine Woche Zeit und wir sind nicht so die Strandurlauber, also wollten wir an zwei Orten Station machen. Die Wahl für den ersten Ort fiel auf Genua, wo wir noch nicht waren. Im Prinzip könnte man auch dorthin am Stück fliegen, aber nachdem wir Zeit haben, wollte ich zum Mittagessen einen Zwischenstop einplanen. Das war zunächst Triest – wo ich auch fliegerisch noch nicht war. In aktuellen Zeiten ist es aber noch wichtiger also sonst, die AIP genau zu lesen und Triest ist momentan wegen Corona nur für “domestic traffic” offen, also nicht für die Einreise aus Deutschland. Daher habe ich dann den nächsten Platz auf der Strecke gewählt: Brescia. Dort ist PPR (wie in Italien an vielen Plätzen üblich), aber für Verkehr aus der EU offen. Also habe ich dort gestern PPR beantragt und auch Tanken bestellt und uns in Genua angemeldet.
Am vormittag ging es dann VFR los (ist ja ein Sightseeing-Flug). Das Wetter war sehr schön, nur in den Bergen waren entgegen der Vorhersage schon erste TCU unterwegs. Ich wollte dann schon vor den Bergen rechtzeitig auf FL120 hoch, der Lotse von Langen Information hat sich erst etwas angestellt, aber es ging dann doch. So ging es dann auf direktem Weg in Richtung OBAGA (dem letzten IFR-Wegpunkt vor Innsbruck) und dann zum Brenner. Auf Innsbruck Radar gab es gleich die Freigabe zum Kreuzen direkt zum Brenner. Allerdings standen dort auf unserer Höhe (12000 ft) schon Wolken im Weg, um die wir drumrum navigieren mussten. Hinter dem Inntal war es wieder wolkenlos und wir sind dann der Brenner-Autobahn folgend in Richtung Bozen geflogen. In der Höhe bekommt man sogar recht bald hinter der Grenze Padova Information im Funk, die meinten, wir sollten aufgrund von IFR-Verkehr die ATZ von Bozen meiden. Es ging also östlich an der ATZ vorbei mit direktem Kurs Richtung Gardasee. Kurz hinter Bozen kann man dann schonmal mit dem Sinkflug anfangen, denn Brescia hat nur noch etwa 500 ft Platzhöhe, also sind es bei Ohren-genehmen maximal 500 ft/min mehr als 25 min, die man aus FL120 braucht. Bei grandioser Aussicht haben wir dann kurz vor dem Gardasee den Sinkflug erstmal gestoppt, denn da war vor uns ein Ziel auf dem TCAS, welches aber zunächst nicht im Funk war und sich mit uns in gleicher Richtung zu bewegen schien. Irgendwann hat der dann versucht, auch Padova Information zu rufen – eine wohl etwas ältere 172er Cessna mit grauenvollem Funk. Nach dem vierten Versuch konnten die dann sogar mit dem Lotsen Kontakt herstellen und ihre Absichten erklären. Da dann klar war, dass die in ihrer Höhe bleiben wollen, sind wir weiter gesunken und haben die dann überholt.
Der Lotse hat uns dann am Ende des Gardasees noch an Milano Information übergeben, eigentlich wäre es in Deutschland an der Zeit gewesen, Brescia Tower zu rufen. Der Milano-Lotse wollte uns dann auch nicht und hat uns gleich an Brescia Tower geschickt. Da sitzen die FIS-Lotsen also noch nicht im gleichen Center…
Wir sind dann in Brescia gelandet, ich habe den vorbestellten Sprit abgenommen und dann wollten wir Mittagessen. Im Flughafen ist wegen Corona alles geschlossen, aber der sehr freundliche GAT-Mensch hat beim örtlichen Fliegerclub angerufen und gefragt, ob man uns vielleicht was zum Essen machen könnte. Also ging es raus aus dem Terminal mit Fieber messen, zu Fuß die 100 m zum Vereinsheim vom Fliegerclub wieder Fieber messen. Dort hat uns der Wirt lecker Pasta gekocht – sehr empfehlenswert und nett.
Gesättigt sollte es dann nach Genua weiter gehen. Die militärische Kontrollzone südlich von Brescia war zwar nicht aktiv, aber wir konnten trotzdem nur nach Norden rausfliegen. ATC Italiano at its best. Der Pflichtmeldepunkt im Nordwesten muss dann auf dem Berg aufliegen. Das G1000 hat sich die ganze Zeit über Terrain beschwert, wir waren vielleicht 300 ft über Grund und haben den Meldepunkt verfehlt, der wäre noch näher am Berg gewesen. Die Flugstrecke ist aber so veröffentlicht und man hat da noch eine Prohibited Area in den Weg gebaut. Es ging also um die Kontrollzone drumrum und dann endlich in Richtung Genua. Dazu musste man allerdings auch wieder hoch. Der FIS-Lotse meinte dann wir sollten “on own discretion” steigen, obwohl da eigentlich Luftraum von Verona Approach war. Ich erinnere mich aber, dass wir beim letzten Mal in der Gegend dann auch bei Verona Approach waren. Naja, ich hab gefragt und meine Freigabe bekommen…
Beim Abflug hatten sich schon ein paar CBs über den Alpen entladen. Über dem Apennin standen dann zwei drei TCUs, unter denen wir durch mussten. Recht bald sieht man dann schon das Mittelmeer. Die Landschaft ist aber auch so ganz schön. Wir wurden dann auch zu Genova Approach übergeben und der Lotse hat uns dann gemütlich runtersinken lassen. Immerhin muss man nochmal auf 6000 ft hoch und dann ja quasi auf null runter. Wir sind dann also an der Küste entlang runtergesunken und dann das letzte Stück in 1500 ft an der Küste entlang. Das war sehr schönes Sightseeing – die Küste ist wirklich schön. Der Flughafen von Genua ist direkt ins Wasser gebaut, das ist also quasi wie eine Landung am Strand. Vorher geht es noch an der ganzen Stadt vorbei.
Nach der ruhigen Landung ging es dann ins Hotel, welches direkt neben dem Aquarium ist. Die Altstadt scheint nicht so die extreme Schönheit zu sein, aber in der Nähe vom Hafen und Aquarium ist es ganz nett.