Angesichts einer relativ schlechten Wettervorhersage für morgen geht es doch schon heute weiter nach Malmö. Überhaupt müssen wir für die nächsten Tage das Wetter gut beobachten, ich muss ja momentan alles VFR fliegen. In Stockholm blieb also leider nur ein Abend.
Auf dem Vorfeld in Bromma war immer noch Platz für etliche Flugzeuge, allerdings hat mir der Chef von der FBO dort erklärt, das alles sei ein riesiges Chaos und es gäbe tatsächlich nur zwei Parkplätze für GA-Verkehr, der nicht die FBO benutzt – eine selbstauferlegte Beschränkung vom Flughafen, die niemand so recht verstehen kann. Anyway, von Bromma ging es auf direkten Kurs nach Malmö, wieder quer durch die TMA und kontrollierten Luftraum. Die Luftraumstruktur erscheint irgendwie kompliziert, so dass mir ein rumgekrebse unterhalb der TMA nicht sinnvoll erschien.
Es ging dann über Stockholm/Skavsta – wo wir vor drei Jahren gelandet waren – weiter durch das Landesinnere nach Südwesten. Bei Kronoberg gab es dann eine kleine Diskussion mit Sweden Control – wir hatten die Kronoberg TMA quasi links liegen lassen, die hat aber noch einen Zipfel im Süden, der laut Karte (Jeppesen, Garmin und auch schwedische AIP) von 4500 ft bis FL 95 reicht. Wir waren aufgrund der ziemlich dichten Wolken (die waren so nicht geplant laut Wetterbericht) in 4000 ft unterwegs als die Lotsin meinte, mit dem Steuerkurs würden wir dann in die TMA fliegen. Ich habe gesagt, das stimmt nicht, da die TMA erst in 4500 ft beginnt. Die Lotsin meinte dann, das wäre egal, wir würden trotzdem eine Freigabe brauchen – hä? Lange Diskussionen bringen ja eh nichts, also sind wir erstmal abdreht und kurz später kam die Lotsin dann mit der “Freigabe” zurück, wir könnten die Region unterhalb von 4500 ft passieren.
Je weiter wir nach Süden kamen, umso stärker wurde der Wind. Bei Kronoberg waren es um die 25 kt, bei Malmö dann 45 kt. In der ATIS war dann auch die Rede von 22 kt Wind und Windschere im kurzen Endteil. Das versprach also eine spannende und sicher turbulente Landung zu werden. Tatsächlich war dann bis ca. 500 ft über der Platzhöhe noch 45 kt Wind von schräg vorne. Sicherheitshalber waren wir etwas schneller unterwegs als nötig, je bodennäher man kam, umso turbulenter wurde es auch. Dann im kurzen Endteil fiel die Windgeschwindigkeit schlagartig von 45 auf 20 kt. Das kann böse Probleme geben, wenn man da nicht aufpasst und das vorher weiß. Die Landung war dann trotzdem problemlos. Wir hatten allerdings im Final ca. 80% Leistung gebraucht – bis kurz vor dem Aufsetzen. Ob ich da mit der DA40 genau so entspannt aus dem Flieger gestiegen wäre wie bei der DA42 weiß ich nicht so genau…
Wir haben die GIGA dann jedenfalls sehr sorgfältig festgebunden und gesichert bei dem Wind. Der Follow-Me-Fahrer meinte nur es sei sehr selten so viel Wind. Auch später in der Stadt beim ALB war es ziemlich zugig, aber trotzdem gerade noch warm genug, um draußen sitzend dem Stadtfest von Malmö beizuwohnen, welches zufällig gerade stattfindet.
Rovaniemi ist wirklich schön, kaum Touristen und herrlich ruhig. Genau das Gegenteil von den Städten, in denen wir bislang waren. Daher sind wir auch 3 Nächte hier geblieben. Der Santa Park ist natürlich Pflichtprogramm, schließlich wollten wir den Wunschzettel persönlich beim Weihnachtsmann abgeben. Ansonsten gibt es nicht allzu viel anzusehen, dafür ist man im Wald und im Prinzip auch in der Stadt und im Hotel absolut allein und hat seine Ruhe. Ab Oktober ist das allerdings hier anders, hat uns der Koch vom Hotel erzählt, dann setzt der Santa-Claus-Irrsinn ein.
Heute ging es also weiter, jetzt nach Stockholm. Heute war zugleich die längste Strecke mit 584 NM (ca. 1080 km) in diesem Urlaub (zumindest laut Plan). Im Prinzip wäre die DA42 in einem Rutsch durchgekommen, aber soviel Sitzfleisch und -lust haben wir dann doch nicht. Insgesamt war die Flugzeit mit 4:10 h berechnet, nachdem wir ja Zeit haben dachte ich mir also, wir könnten ja 2 Stops unterwegs machen – einmal in Lulea und dann nochmal in Sundsvall.
Schon relativ früh wurden wir heute schon fliegerisch geweckt: drei F-18 flogen mehrmals tief (und natürlich sehr laut) über das Hotel, was etwa in Pistenverlängerung lag. Der Flugplatz hat auch einen militärischen Teil, ich wusste aber bis dahin nicht, dass hier die QRA für Nordfinnland stationiert ist. Am Flughafen angekommen, war dann zum einen immer noch reger F-18-Flugbetrieb, zum anderen wollten wir unsere Landegebühren zahlen, nur niemand wollte sie haben. Am Info-Schalter nur ein Telefon, der Mann am anderen Ende meinte, wir sollten zum Tor 3 kommen, dort werden wir reingelassen. Das war auch so, die Frage an den Follow Me-Fahrer wurde nur mit Schulterzucken beantwortet, er wüsste nicht, wo man zahlt. Neben uns war gerade so ein Vermessungsflugzeug angekommen, der Pilot erzählte uns, sie seien von der russischen Grenze verscheucht worden, weil plötzlich reger militärischer Flugbetrieb und einige temporäre Flugbeschränkungen seien und gab uns dann die Nummer vom Tower, wo ich sicherheitshalber doch mal nachfragen sollte. Es gab auch keine NOTAMs für Rovaniemi und der Towerlotse meinte dann, in Richtung Schweden gäbe es keine Probleme – und auf meine Frage nach den Gebühren: es wüsste niemand, wie man Gebühren von GA-Flugzeugen kassiert und wir sollten doch einfach fliegen.
Der Abflug war dann ruhig zwischen zwei Militärmaschinen, wir wurden gleich auf Strecke geschickt (“fly direct to the coast”) und sollten uns dann auch unbedingt bei Tampere Radar melden, obwohl es eigentlich unkontrollierter Luftraum ist. Irgendwas wurde dort also scheinbar intensiv geübt. In Schweden sollte es erstmal nach Lulea gehen, was quasi am schwedischen Ende der Ostsee liegt. Auf schwedischer Seite liegt dann gleich eine relativ große Restricted Area, offenbar auch militärisch genutzt. Sweden Control meinte dann auch gleich etwas merkwürdig, die Area sei nicht aktiv und wir könnten durch, das Militär sei aber über uns informiert und wir bräuchten nicht auf Traffic achten. Ich dachte dann nur, so eine Intercept Übung würde ich schon mal mitmachen, das ist sicherlich ein Erlebnis, solange es nicht ein realer Intercept ist.
Der Anflug auf Lulea war dann auch sehr einfach und auch dort war reger Gripen-Flugbetrieb. Dort ist unter anderem die QRA für Nord-Schweden stationiert. Der Lotse hatte relativ viel zu tun und hat uns einfach auf das GA-Vorfeld geschickt und gesagt es käme ein Follow Me. Nach knapp 10 min war immer noch kein Follow Me da, also habe ich einfach irgendwo geparkt. Es war niemand dort und auch alle Gebäude waren verschlossen. Wir wollten aber sowieso nur ein Frühstück machen und mal zur Toilette. Also haben wir auf dem Vorfeld ein kleines Picknick gemacht und den Wald benutzt und gerade als ich wieder einsteigen wollte, kam ein Auto von der Airport Security vorbei und meinte dann, so könnten wir nicht stehen bleiben. Nach dem Hinweis, das wir eh gleich abfliegen war es aber schnell wieder verschwunden. Also auch hier wohl kostenlose Landung.
Es ging dann weiter nach Sundsvall. Die Navigation ist recht einfach – immer an der Küste entlang. Landschaftlich ist die Gegend ganz schön, auf der einen Seite Felsen- und teilweise Schären-Küste, auf der anderen Seite etwas hügelig und im Prinzip nur Wald. Der Anflug auf Sundsvall ist dann insofern etwas anspruchsvoll, als dass dort überall das Gelände auf etwa 1000 ft ansteigt, der Platz aber auf Meereshöhe liegt, quasi in einer Art Mini-Fjord. Das sorgt dann bei dem ohnehin recht lebhaften Wind heute für einen leicht turbulenten Anflug. Nach der Landung meinte der Lotse dann etwas verklausuliert, ob ich mein Handy gecheckt hätte. Warum? Der Platz sei eigentlich PPR und wir hätten kein PPR, ob ich nicht die NOTAMs gelesen habe. Hatte ich – es gab kein NOTAM zum Thema PPR. Jedenfalls beim Abflug in der Früh nicht. Tatsächlich war ein NOTAM da, aber das war gerade eben erstellt worden und in Kraft getreten. Auf meiner Mailbox war dann auch eine Nachricht vom Lotsen, dass er uns PPR gibt, leider hatte er während dem Flug angerufen. Manchmal geht es schon merkwürdig zu…
Nach Tanken und einem Eis ging es dann weiter nach Stockholm-Bromma. Wieder immer an der Küste entlang und wieder etwas bockig durch böigen Wind. Nach Stockholm hin werden dann auch immer mehr Orte, man sieht schon, dass sich viel von Schweden um die großen Städte abspielt. Unser Ziel – Bromma – ist der Stadtflughafen von Stockholm. Leider ist er strikt PPR – weil (angeblich) nur 2 Parkplätze zur Verfügung stehen – und die maximale Parkzeit beträgt 48 Stunden. Für uns war das diesmal aber genau der Zeitplan und damit der ideale Platz. Von Norden her liegt eine ausdehnte TMA mit kontrolliertem Luftraum über Stockholm, um den Verkehr von Arlanda (dem internationalen Flughafen) zu steuern. Ich hatte den Flugplan allerdings so aufgegeben, dass wir um Arlanda einen Bogen machen und von Osten her nach Bromma kommen. Das gefiel scheinbar auch dem Lotsen von Stockholm Control, der uns erst unter seine TMA in den unkontrollierten Luftraum schicken wollte (und damit in Ameisenkniehöhe) und noch bevor ich meckern konnte gleich “flightplanned route through the TMA” gecleared hat. So ging es in angenehmer Höhe bis kurz vor Bromma, die Sinkflugfreigaben waren entsprechend ohne Nachfrage auch sehr sinnvoll.
Der Lotse von Bromma wollte dann, dass wir erst zu einem Pflichtmeldepunkt und dann zu einem anderen Meldepunkt in der Kontrollzone fliegen – obwohl im Funk eigentlich nichts los war. Als wir uns dann genau über dem Punkt gemeldet haben, meinte er “this was good, you can fly direct base runway 12”. Das war mir jetzt unterwegs schon ein paar Mal aufgefallen: ich glaube die Lotsen wollen nur testen, ob man die Karte lesen kann und Meldepunkte genau trifft oder überhaupt kennt und wenn das durch die Positionsmeldung bestätigt ist, dann gehts völlig unkompliziert weiter.
Nach der Landung – auf einer ziemlich großen Baustelle – sollten wir dann zu einem Vorfeld rollen und dort abstellen. Da hätten bestimmt noch 30 mehr DA42s Platz gehabt. Ist schon klar, dass es nur 2 Parkplätze für GA gibt, die Enge sieht man schon… Ein bisschen schade fand ich, dass weder im SafeTaxi vom G1000 noch in der Jeppesen-Rollkarte die temporären Taxiways eingezeichnet sind, obwohl sich die Bauarbeiten auf dem Flughafen noch über mehrere Monate erstrecken (laut AIP). Bei sowas und auch bei temporären Flugbeschränkungsgebieten schwächeln die ganzen Apps und elektronischen Helferlein noch.