Heute gab es zur Eröffnung des Fliegerjahres 2011 gleich ein Highlight: einen Flug im Airbus A340-600 Full Flight Simulator bei der Lufthansa in München. Fast zwei Stunden hatten wir reine Simulatorzeit – und großes Glück das es nur zwei Teilnehmer waren und ein sehr guter Instruktor, dem Fliegen auch wichtiger war als langes Briefing. So konnte jeder also fast eine Stunde fliegen.
Ich habe mich dabei für klassische Übungen entschieden: Platzrunden. Wie die Welt von oben aussieht weiß ich auch so und Enroute-Fliegen ist auch mit dem A340 nicht spannend. Also haben wir zwei Platzrunden in München, eine in San Francisco und eine in Hamburg gemacht.
Zunächst mal zum Simulator an sich: 16 t Gewicht und 30 kW Stromaufnahme machen sich bezahlt. Die Simulation ist so echt, das man nach 1 min vergessen hat, das es kein “richtiges” Flugzeug ist. Es hat sich also auch recht schnell das typische angespannte Bauchgefühl vor den Landungen bei mir eingestellt. Und: es ist so detailgetreu das selbst das Hoppeln des Bugfahrwerks da ist, wenn man auf der Bahn genau in der Mitte über die Lampen rollt.
Verkehrsflieger fliegen selber ist dann natürlich auch eine sehr interessante Erfahrung. Die Arbeitsbelastung ist m.E. durchaus mit “Cessna”-Fliegen gleichzusetzen, da ziemlich viel automatisiert ist (z.B. werden Kurven automatisch sauber geflogen, Seitenruder braucht man also eigentlich nur bei Seitenwindlandungen oder am Boden). Heißt für mich als Fazit: Mit einer Seneca als Single-Pilot IFR in IMC zu landen ist wesentlich anstrengender als mit einem Airbus.
Die Flugleistungen sind dann allerdings auch beeindruckend. Der Startlauf dauerte gefühlt genau so lange wie gewohnt nur mit dem Unterschied das wir mit 140 kt rotiert haben und nicht mit 55 kt wie sonst. Also da ist Leistung im Überfluss vorhanden (gut wir hatten “nur” 230 t Abflugmasse, wär mal interessant wie das mit voller Beladung ist). Entsprechend dann auch im weiteren Verlauf. Eigentlich hatte ich den Eindruck das immer eher zuviel Leistung da ist, selbst im Leerlauf. In der Platzrunde hat man schon im Abflug recht bald mehr als 200 kt drauf und steigt mit 2-3000 fpm. Deswegen habe ich auch schon 200 ft vor der geplante Höhe mit dem Ausleveln angefangen und bin trotzdem beim ersten Mal noch gut drüber rausgeschossen. Insgesamt hatte ich bei allen Platzrunden eher das Problem Tempo abzubauen denn zu langsam zu sein. Außerdem muss man immer eine halbe Minute vorausdenken, da die Triebwerke recht verzögert ansprechen. Einmal ist die Geschwindigkeit recht rapide gesunken, so dass ich Gas gegeben hatte aber erstmal nichts passiert ist. Der Instruktor meinte dann auch das es gut 10-15 s braucht, bis die Triebwerke aus Idle wieder so hochgelaufen sind das man was merkt.
Die Landungen waren auch ganz passabel, noch ein paarmal mehr Platzrunden üben und die würden auch noch butterweich… Hauptproblem war für mich, dass man das übliche Bild vergessen muss, da man ja ziemlich hoch sitzt. Bei der 40 ft Ansage muss man schon ausschweben, optisch sieht das dann aus wie ein etwas zu hoher Low Approach mit der Cessna. Das müsste man also noch wegtrainieren. Ansonsten ist das Anflugbild und Landeeinteilung wie erwartet nicht groß anders als sonst (obwohl man mit 145 kt reinkommt) und selbst eine recht sportliche Platzrunde mit kurzem Final ging ziemlich gut.
Zum Abschluss bekam ich dann in Hamburg “zum Dank” noch Regen und 10 kt Seitenwind spendiert, aber das ging auch völlig problemlos, man muss dann halt das Seitenruder ein wenig benutzen. Wenn ich mir überlege, was für besch**eidene Landungen das mit solchen Bedingungen manchmal mit Cessna oder Piper sind, dann möchte man lieber immer im Airbus sitzen…
Alles in allem also eine sehr sehr interessante Erfahrung, die ich bestimmt nochmal wiederhole und vertiefe.