Nachdem die ganzen geplanten Wochenendausflüge wegen Nebel nicht geklappt hatten, wollten wir wenigstens den letzten möglichen Tag des Jahres zu einem schönen Jahresabschlussflug nutzen. Das Wetter war sehr schön (fast überall CAVOK), also sind wir nach dem Frühstück nach Augsburg gefahren, um etwas Sightseeing in Richtung Berge zu machen und dann schön in Friedrichshafen Mittag zu essen.
Wir sind also bei schönem Wetter und kaum Wind auf der 25 in Richtung WHISKEY 1 gestartet. Wie die ganze letzte Zeit schon, war auch heute wieder eine bodennahe Inversion, allerdings diesmal auch mit recht guter Sicht, aber darüber sollte die Sicht natürlich noch besser sein. Kurz hinter WHISKEY 1 konnte man allerdings auch noch den Nebel sehen, der sich hartnäckig an der Donau und umgrenzendem Gebiet festgesetzt hatte.
Wir sind dann in Richtung Berge geflogen und dann etwa über Kempten in Richtung Friedrichshafen, mit einem wunderschönen Alpenpanorama, allerdings auch noch wenigen Restwolken vom morgendlichen Hochnebel.
In Friedrichshafen, unterhalb der Inversion, war dann die Sicht auch gar nicht mal so gut, die Alpen waren nur noch diesig zu sehen. Es ging dann zum Mittagessen und danach wollten wir mit einer Runde um die Insel Mainau wieder zurück nach Augsburg, um rechtzeitig vor Sonnenuntergang wieder zurück zu sein.
Ich habe dann nach Verlassen der Kontrollzone die Frequenz von München Information eingestellt und mitgehört. Es meldete sich dann recht bald einer der von Aalen nach Augsburg wollte und unter sich wohl nur Nebel hatte und deswegen das Augsburger Wetter wissen wollte. Antwort: Nebel, 350 m Sichtweite. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, ein Anderer wohl auch, der gleich gefragt hat, ob er das mit den 350 m gerade richtig verstanden hat: in Augsburg ?!?!
Also habe ich mal Wetter auf dem Handy abgeholt, in Friedrichshafen habe ich ja im Traum nicht daran gedacht, das es etwas anderes als CAVOK in Augsburg sein konnte. Und siehe da: tatsächlich, die letzte Meldung, gerade 10 min alt, war: Nebel.
Das hieß für uns: wir werden in Augsburg nicht landen können. Also kurze Überlegung der Alternativen: Donauwörth – ganz sicher auch Nebel (war ja früh schon); Oberschleißheim – blöd weil ziemlich beschränkt; Jesenwang – Bahn zu kurz (jedenfalls für mein persönliches OPs Guide); also: Memmingen (da würde man wenigstens halbwegs einfach weiter kommen und es liegt eh am Weg).
Ich habe dann mal versucht, die ATIS von Augsburg abzuhören und die sagte noch 6000 m Sichtweite. Da könnte man also landen. Leider konnte uns Augsburg von der Position wo wir die ATIS bekommen haben, noch nicht hören. Also sind wir erstmal noch ein Stück weiter rangeflogen und haben dann beim Tower nachgefragt, ob die ATIS oder die letzte Wettermeldung stimmt. Leider war es die Wettermeldung…
Wir sind dann also umgekehrt und haben Memmingen angeflogen. Dort war noch schönstes Wetter, die Landung auf der 06 entsprechend angenehm ruhig. Dem Lotsen hatten wir schon gesagt, dass wir wegen Wetter unser Alternate anfliegen und die Maschine daher ein paar Tage bei ihm stehen wird. Daraufhin hat er uns einen Gras-Shelter angeboten. Memmingen war früher militärisch und deswegen gibt es dort noch einige der Shelter, wo früher die Tornados drin standen.
Also sicher gelandet, Maschine schön geschützt in der Halle, bleibt bloß noch die Frage: Wie nach Hause kommen? Genauer nach Augsburg, weil dort ja unser Auto stand. Mit der Bahn wäre eine blöde Idee, die braucht so 2:30 h von Memmingen nach Augsburg. Also dachte ich, wir könnten ja einfach einen Mietwagen nehmen. Zu dumm, dass die ganzen Mietwagenstationen um 16:00 Uhr schließen und wir erst um 16:20 da waren… Nur bei Hertz brannte noch Licht. Also habe ich da mal gefragt und die freundliche Frau meinte: “Nee, ein Auto können sie vergessen, ich hab nur noch – hihi – einen 7.5 Tonner”. Darauf ich: “Der fährt doch auch nach Augsburg oder?” Sie – ziemlich erstaunt: “Ja schon, den könnte ich ihnen zum PKW-Preis geben, wenn das wirklich ihr Ernst ist”. Also haben wir den gemietet und sind dann nach Augsburg gefahren.
Der Nebel begann interessanterweise erst ungefähr an der Augsburger Stadtgrenze und wurde dann immer schlimmer. Nachdem wir den LKW abgegeben hatten, sind wir mit dem Taxi zum Flugplatz und der Taxifahrer meinte schon, dass der Nebel mit einem Schlag gekommen wäre. Am Flugplatz waren dann auch nur noch so 100 m Sicht.
Alles in allem also ein schöner Ausflug, mit einer Heimreise, die uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Im Flug und auf der Fahrt nach Hause habe ich dann überlegt, ob unsere Planung schlecht war, da wir ja im Flug von dem schlechten Wetter am Ziel überrascht wurden. Daher habe ich dann zu Hause mal die Wetterhistorie angeschaut:
EDMA 301420Z 32009KT 0350 R25/0400 FZFG VV/// 00/00 Q1025 RMK ATIS DEL
EDMA 301350Z 34008KT 0300 FG VV/// 03/M00 Q1025 RMK ATIS CHA
EDMA 301320Z 09004KT 030V150 CAVOK 06/M00 Q1025 RMK ATIS ALF
EDMA 301220Z 14004KT 080V190 CAVOK 05/M00 Q1026 RMK ATIS GOL
Wir waren um 14:05 UTC abgeflogen (OBT war 13:57), d.h. wir hätten das METAR von 13:20 am Boden gehabt, da die METARs immer so mit ca. 6-8 min Verspätung im pc_met eintrudeln.
Unmittelbar beim Start war das METAR von 13:50 dann sicherlich schon abrufbar gewesen, nur niemand erwartet eine derartig schnelle Verschlechterung, zumal GAFOR C/O war und auch das Augsburger TAF für den ganzen Tag CAVOK versprochen hatte.
Das war also durchaus ein seltenes Ereignis, von wolkenlos nach dicker Nebelsuppe innerhalb von 30 min ist schon ziemlich “krass”.
So geht das Fliegerjahr 2013 mit einem sehr interessanten Flug zu Ende (der auch gleichzeitig die Nr. 300 in meinem Flugbuch ist). Diesmal sind wieder 57 h Blockzeit (54 h Flugzeit) und 41 Landungen zusammengekommen.