Ich kann vom Fliegen nicht genug bekommen… also ging es nach 3 Wochen Fliegerurlaub und 7 Wochen Abstinenz vom IFR-Fliegen heute – als Urlaubsabschluss – zum IFR-Training. Ich will ja wenn möglich keinen Platz doppelt anfliegen, also haben wir uns heute mal Basel und Strassburg ausgesucht. Da ging es wieder ins Ausland und man sieht mal andere Verfahren, als bei uns in Deutschland.
Wir sind also gleich früh zum Flugplatz aufgebrochen, ich hatte gestern noch alles vorbereitet. Auch diesmal war die Routenführung wieder – sagen wir nett – kompliziert, aber wie immer fliegt man das ja nicht. Wir sind dann auf der Piste 07 gestartet und erstmal ein Stück der RIDAR-Departure gefolgt, dann gab es schonmal ein Direct so grob in Richtung Ulm. Da haben wir etwas Airwork gemacht, sprich Stallübungen und Steilkurven. Nach der Meldung “Airwork completed” an den Lotsen gab es gleich ein Direct zum letzten Wegpunkt vor der IAF (Initial Approach Fix) in unserem Flugplan. Das Wetter war in Basel relativ schlecht als wir losgeflogen sind, Regen, 5000 m Sicht und Wolkenuntergrenze 1500 ft. Das wäre also mal eine Landung gewesen, wo wir wenigstens einige Zeit in IMC (Instrumentenwetterbedingungen) sind. Als wir dann angekommen waren, hatte sich der Regen aber schon über den Schwarzwald verzogen und eine Kaltfront war schon zu sehen – die würde in kurzer Zeit über das Rheintal ziehen. Der erste Anflug war dann also in gutem Wetter, wir sind das ILS runter und dann die Standard-Missed-Procedure geflogen und wurden erstmal ins Holding geschickt.
An sich ist das eigentlich kein Problem, aber das Holding war heute mal komplett in IMC und dazu noch mit 35 kt Wind von der Seite. Zu Trainingszwecken ohne Autopilot geflogen strengt das schon ganz schön an. Dann ging es zum zweiten Anflug und zur Landung. Aus dem Holding heraus führt dann ein DME Arc zum ILS, sprich man fliegt einen Kreisbogen in einer bestimmten Entfernung zum DME. Das geht natürlich gar nicht richtig, also fliegt man eher ein Vieleck und hält den Abstand immer in einem Bereich von 0,2 NM. Bei dem starken Wind war das aber auch gar nicht so einfach und hat nur halbwegs geklappt. Dann habe ich mich etwas zu sehr auf den DME Arc konzentriert und dabei einen rechtzeitigen Intercept vom ILS vergessen, so dass wir erstmal vollen Nadelausschlag über den Localizer rausgeschossen sind. Das sollte natürlich nicht passieren. Als wir dann “established” waren, sind wir das ILS wieder ruhig runtergeflogen und auch ganz ruhig gelandet.
Eigentlich wollten wir dann nur schnell Landegebühren zahlen und dann weiter nach Strassburg, aber die Rechnung hatte ich ohne die Bürokratie in Basel gemacht. Nach 1:30 h Reise zwischen der Schweiz und Frankreich und etlichen Leuten, die nicht wussten wo man als Privatpilot hin muss, hatte ich es dann doch geschafft.
Wir sind dann wieder gestartet und die Kaltfront war schon fast am Platz. Unsere Abflugstrecke ging jedenfalls auch direkt dort rein. Der Lotse hat uns dann zwar eine Non-Standard-Procedure gegeben, aber die führte trotzdem genau in die Front. Das war jetzt also das erste Mal in der IFR-Ausbildung, dass wir in richtigem Mistwetter drin waren. Wobei das eintauchen in die schwarze Wolkenwand ja noch recht sanft passiert. Und drinnen wird es auch wieder etwas heller. Allerdings wird der Flieger kräftig gereinigt, es hat dort in den Wolken geschüttet was das Zeug hält – “Kärcher” beschreibt es recht treffend. Die Turbulenzen dort drinnen gingen sogar, ich fand es fast angenehmer als die Thermik vom Wochenende. Es gibt halt heftige “Schläge”, aber nicht dieses andauernde rumgehoppel. Das hatte ich mir vorher immer schlimmer vorgestellt.
Trotzdem ist fliegen von Hand auf dauer ziemlich anstrengend, oder vielleicht momentan noch ziemlich anstrengend. Mit etwas Routine wird es sicherlich entspannter. Ich war dann jedenfalls froh, mal eine Zeit lang den Autopiloten benutzen zu können.
Interessant war auch, dass alle Airliner, die im Funk waren, das Wetter unbedingt vermeiden wollten und immer nach Headings gefragt haben, die drumrum führen. Wenn es kein Training gewesen wäre, hätte ich das wahrscheinlich auch gemacht, aber so war es eine sehr gute Übung.
Es ging dann in dem Mistwetter bis nach Strassburg. Kurz vor Strassburg waren wir dann schneller als das Wetter und erstmal wieder draussen. Sprich zwar in starkem Regen und recht schlechter Sicht aber nicht mehr in Wolken. Der Lotse hat uns dann per Radar Vectoring aufs ILS gebracht und wir sind auch das wieder runtergeflogen und ganz sanft gelandet. Zum Glück hatte es dann auch erstmal aufgehalten zu regnen, so dass wir trocken zum Terminal laufen konnten.
Nach einer Stärkung ging es dann wieder zurück zum Flugzeug – diesmal im Regen, denn die Front war mittlerweile auch in Strassburg angekommen. Der Abflug war dann erstmal wieder direkt in das Wetter rein, wobei wir dann gleich umdrehen mussten, da wir ja nach Hause wollten und nicht nach Paris. Immer im Regen ging es dann immer wieder durch zerrissene Wolkenfetzen auf Reiseflughöhe und erstmal ein Stück in IMC bis wir dann – auch angetrieben von 30 kt Rückenwind – wieder schneller als das Wetter waren. Über dem Schwarzwald waren dann unter uns relativ helle Wolken, über uns dunkle Wolken und wir in einem Layer dazwischen. Bei Stuttgart standen einige Gewitter, die wir auch auf dem StormScope sehen konnten. Der Lotse hat uns dann erstmal in Richtung Bodensee geschickt was auch ganz gut war, denn in die Gewitter müssen wir ja nun nicht gerade reinfliegen. Als wir dann gesehen haben, dass es in Richtung Augsburg keine CBs mehr gibt, durch die wir durch müssten, habe ich dann nach einem direkten Routing gefragt und auch recht bald ein “direct Walda” bekommen.
Später haben wir dann in der ATIS von Augsburg gehört, dass dort auch die 07 aktiv ist, also würden wir optimaler Weise einen GPS-Approach machen von einem der Wegpunkte auf dem Approach aus. Ich habe das dann so beim Lotsen angefragt und auch gleich bekommen. So konnten wir quasi straight-in zur 07 fliegen. Der GPS-Approach hat auch ganz gut geklappt, das mit halbwegs konstanter Sinkrate bekomme ich jetzt auch hin. Die Landung war dann wieder ganz sanft und wir sind bei Sonnenschein aus dem frisch gewaschenen Flieger gestiegen. Insgesamt war es heute recht anstrengend und lang (fast 5 h Flugzeit) aber auch sehr lehrreich.