Die letzte Zeit war das Wetter wieder nicht so toll, ein geplanter Flug nach Egelsbach musste wegen gräßlichem Wetter ausfallen, aber seit ein paar Tagen ist es wolkenlos und die Sichten perfekt. Das muss natürlich genutzt werden und da es immer noch schön verschneit ist, bot es sich an, in die Berge zu fliegen.
In letzter Zeit war ich öfters in Bozen und “angrenzendem Alpenraum”, daher sollte es heute mal in eine andere Richtung gehen. Eigentlich wollte ich nach Samedan, aber da müsste man vorher mit einem Lehrer hin – wegen der besonderen Lage vom Flugplatz. Interessanterweise kann man seinen Jet dort auch ohne Lehrer hinfliegen, aber alle Flieger mit ICAO-Kategorie A (oder besser deren Piloten) müssen eine Schulung mit Lehrer bekommen. Also habe ich nach einer Alternative gesucht und gefunden: Sion. Das liegt im Wallis und die IFR-Anflüge sind auch ziemlich speziell, zeitgemäß gibt es dort aber ein Online-Briefing für Piloten, dass man auch nur IFR bräuchte.
Wir sind dann also gemütlich am vormittag losgeflogen – bei dem schönen Wetter VFR. Die grobe Route war dann Bodensee – Chur – Andermatt – Furkapass – Sion. Der Flug war ein absoluter Traum, beste Sichten, tiefverschneite Berge und je weiter man in die Schweiz kommt, umso höher werden auch die Berge. Dank GPS findet man auch die richtigen Täler ziemlich problemlos, ohne dieses Hilfsmittel wäre es glaube ich gar nicht so einfach, vor allem da in Richtung Andermatt das Tal auch relativ eng wird und “zu Ende” ist. Man sieht gar nicht so schnell, dass es sich hinter dem Furkapass wieder aufweitet. Gerade im Winter ist dann irgendwie alles nur weiß und Besonderheiten der Landschaft erkennt man nicht so leicht.
Die Schweizer Flugsicherung macht das auch ganz interessant: zum einen gibt es zumindest im Züricher Sektor überall Empfang und der Lotse will auch regelmäßige Positionsreports. Das gibt es in Österreich nicht und in Italien schon gleich gar nicht. Aber für Search and Rescue ist das auf jeden Fall eine gute Idee.
Über dem Furkapass kann man dann im Prinzip das Gas rausnehmen und sinkt schon langsam tiefer ins Tal hinein, an dessem Ende dann Sion liegt. Der Anflug auf den Platz ist sehr schön, die Berge sind hier ringsum viel höher als z.B. in Innsbruck aber die Platzhöhe ist ungefähr gleich (so um 1500 ft, also wie auch Augsburg oder Innsbruck), also ist man “tiefer drin”. Am Platz gibt es ein Restaurant wo man gut essen kann, die Landegebühren waren mit 70 Franken für Schweizer Verhältnisse recht günstig, da kostet ein Essen mit Getränk im Restaurant auch fast so viel pro Person.
Nach dem Essen sollte es dann noch nicht gleich wieder nach Hause gehen, sondern nochmal nach Bern (auf ein Schoki). Beim Anlassen habe ich dann festgestellt, dass der Autopilot nicht mehr geht – scheinbar ist der Ausschaltknopf kaputt, worauf der Selbsttest nicht mehr durchläuft. Naja, für VFR nach Bern sollte das ja in Ordnung sein. Als wir starten wollten, kam dann noch ein Jet von der Schweizer Luftwaffe, ziemlich spektakulär, beim Touch-and-Go war der Anflug schon akrobatisch, die anschließende Platzrunde, die wir noch schön sehen konnten, da wir unmittelbar hinter ihm abgeflogen sind, war auch eher Kunstflug. Die Strecke nach Bern ist dann auch interessant, scheinbar ist das Tal kurz nach Sion zu Ende, aber es macht eine scharfe Kurve nach rechts und wird sehr schmal. Dort fließt die Rhone durch und nach einigen Kilometern weitet sich das Tal wieder und die Rhone mündet in den Genfer See. Dann geht es über hügeliges Land weiter in Richtung Bern. Der Flughafen liegt hier hinter der Stadt und man sieht ihn im Anflug von Westen her nicht, weil er hinter einem Hügel liegt. Vor uns war eine PA28 und der Lotse hatte schon gesagt, wir sollten etwas langsamer fliegen, aber selbst mit langsamen 90 kt haben wir stark aufgeschlossen, so dass die Landefreigabe erst im “very very short final” kam.
Nach einem Kaffee mit Schoki im GAT (ein “richtiges” Café gibt es leider nicht), ging es dann IFR nach Hause. Der Autopilot ließ sich auch in Bern nicht wieder zum Leben erwecken, also war heute mal auf der ganzen Strecke “Handfliegen” angesagt. Das war auch mal eine gute Übung. Vor allem wenn man gerade die ATIS aufschreiben will oder sich die Anflugkarte anschauen muss, ist das ohne Autopilot schon echt blöd. Zumal unsere Trimmung auch irgendwie schwer geht und sich nur so in “2-cm-Granularität” bewegt. D.h. ganz genau austrimmen geht nicht richtig.
Der Flug nach Hause war dann wieder sehr schön, immer am Alpenrand entlang mit schöner Sicht. Alles in allem wieder ein richtig schöner Flug, der Lust auf mehr macht. Zu Hause habe ich dann festgestellt, dass gleich ums Eck von Sion ja der Mont Blanc ist. Da muss ich also demnächst mal nochmal dort hin…