Vor uns liegt ein langes Wochenende, welches wir für einen kleinen Herbstausflug nutzen wollen. Wir haben nichts besonderes geplant, sondern wollten uns vom Wetterbericht leiten lassen und der sagt wechselhaftes Wetter aus Westen für die nächsten Tage an, d.h. wir müssen nach Osten flüchten: in Wien waren wir schon länger nicht, mit dem eigenen Flieger noch gar nicht.
Also sind wir am Nachmittag nach Wiener Neustadt aufgebrochen, obwohl das Wetter “Severe CAVOK” war, nach IFR, wir wollen nur schnell ankommen, die Landschaft kennen wir im Prinzip schon. In Augsburg sind wir mit der MIQ (Mike) Departure auf der Piste 25 gestartet, kurz vor Walda gab es dann zunächst “direct FRE (Freistadt – gleich neben Linz)”, recht bald “direct STO (Stockerau – nord-östlich von Wien)”. Das bedeutete keine große Richtungsänderung, aber die Clearance bis kurz vor Wien: 2 h gemütlich dem Autopilot bei der Arbeit zuschauen. IFR kann schon langweilig sein…
Immerhin gab es durchweg 20-25 kt Rückenwind und damit eine gute Groundspeed und kurz vor Freistadt gab es dann auch ein “direct SNU (Sollenau – gleich neben Wiener Neustadt)”. Wiener Neustadt ist ein reiner VFR-Platz, hat aber einen IFR-Approach, der im Prinzip in der Platzrunde endet. Leider gibt es sowas in Deutschland nicht, das wäre für unsere Behörden auch viel zu einfach. Die Strecken-Clearance bekommt man bis zum IAF des Approaches (in unserem Fall GESGI), danach muss man spätestens am MAPt (Missed approach point) IFR canceln und landet dann VFR.
Das Wetter war wie erwähnt CAVOK, wir hätten also irgendwo über den Wiener Hausbergen canceln können, da der IFR-Approach von Osten aus (also im Prinzip vom Neusiedler See) auf die Piste 27 führt, aber ich wollte mal den Approach komplett fliegen, um zu sehen wie das funktioniert. Wir wurden dann über Sollenau für den “GNSS Approach 270°” gecleared. Damit ging es dann erstmal nach GESGI und man konnte wieder mal eines der praktischen Problemchen der IFR-Fliegerei erleben: wir kommen aus Westen, der Approach geht auch nach Westen. Wie dreht man jetzt um? Ein bisschen Wendekreis haben wir ja schon… Ein Alignment Turn ist in der Karte vom Approach nicht eingetragen, aber ein Holding. Heißt für mich, dass ich quasi das Holding und den somit hindernisfreihen Bereich zum umdrehen nutze. Ob das formal richtig ist: keine Ahnung, macht aber am meisten Sinn. Kaum “established final track” geht dann alles sehr schnell: man ist noch ca. 6-7 NM vom Platz weg und muss jetzt ganz schnell IFR canceln und sich beim Platz melden.
Der Flugleiter hat uns dann entgegen dem veröffentlichten Visual Maneuvering in die Nordplatzrunde geschickt (spart 3 min Flugzeit) und wir sind etwas holprig auf der Piste 09 gelandet – es war das erste Mal, dass wir ewig im Bodeneffekt ausgeschwebt sind mit der DA40 und sie einfach nicht landen wollte. Ich wollte gerade schon durchstarten, da hat sie sich doch noch hingesetzt.
Danach ging es dann mit dem Taxi zum Bahnhof und mit dem “Railjet” nach Wien. Dort dann weiter mit der U-Bahn in den DC-Tower, wo unser Hotel ist. Das hat etwas mehr als eine Stunde gedauert, was ganz in Ordnung ist für die Entfernung. Und dann gab es in einem originellen Wiener Wirtshaus, welches bei Bedienung, Stammtisch-Leuten, Innenausstattung, Musik und Speisekarte etwa im Jahr 1985 stehengeblieben war, leckeres Essen und ein paar ALB – übrigens zu einem sensationellen Preis (vermutlich hätte ich die Schillinge aus meiner Sammlung dort auch noch loswerden können).