Heute sollte es von Governors Harbour weiter gehen, zum nächsten Ziel: Georgetown auf Exuma. Genauer eigentlich: den Exumas. Die Exumas sind eine Kette von hunderten kleiner und größerer Inseln und Georgetown ist ganz im Süden die größte der Exuma-Inseln.
Das Wetter wollte heute allerdings nicht so richtig mitspielen. Wir sind am Vormittag nach Governors Harbour zum Flugplatz gefahren und es stand in der Nähe ein Gewitter, was wir noch abwarten wollten. Wetterdaten gibt es auf den Bahamas nicht wirklich, die Wetter-Webseite vom Department of Meteorology ist seit Tagen nicht aktualisiert… Easy going halt…
Wir haben also 1 Stunde gewartet und es wurde nicht besser, dann kam einer der täglichen kleinen Linienflieger aus Nassau und ich habe den Piloten gefragt, wie das Wetter sei: “Horrible” meinte er nur. Gute Aussichten also. Die Sat-Bilder von den USA decken die Karibik mit ab und haben einen Wasserdampf-Kanal. Immerhin ein Anhaltspunkt wo und wieviel es regnen könnte. Das sah dann gar nicht gut aus, über Andros (an der Westseite der Bahamas) stand wohl so eine Art Superzelle, die sich immer weiter ausgedehnt hat.
Nächstes Problem: Entgegen der Angaben auf Karten, Jeppesen und Luftfahrthandbuch gibt’s kein Benzin. Angeblich in North Eleuthera, genau dort wo die dicken Gewitter stehen. Für ca. 2:30 Stunden haben wir noch Vorrat, bei direktem Kurs und 1:10 h Flugzeit sollte das also reichen. Schön ist es aber nicht.
Wir haben also noch 3 h gewartet und tatsächlich wurde es etwas heller und regnete nur noch leicht. Wir sind dann gestartet und wollten wenn möglich auf direktem Weg nach Georgetown fliegen. Im Süden von Eleuthera angekommen konnte man aber schon sehen, dass das Wetter genau nach Süden zieht, also dahin, wo wir hin wollten. Höher also um die 2000 ft steigen ging wegen der Wolken aber nicht und 50 NM übers offene Meer in der Höhe und im Regen wollte ich auch nicht. Daher sind wir dann von Eleuthra immer der Grand Bahama Bank – dem großen Korallenriff – gefolgt. Dort gibt es immer wieder Sandbänke, so das man im Falle einer Notlandung wenigstens halbwegs an Land wäre. Das Ganze bedeutete allerdings etwa 30 min Umweg. Da war jetzt auch noch Fuel-Management angesagt und möglichst spritsparend fliegen.
Bald kamen dann die ersten Exuma Cays in Sicht, die trotz des Regens ganz gut war. Landschaftlich war die Entscheidung, so zu fliegen, jedenfalls goldrichtig. Das azurblaue Wasser, die ganzen Sandbänke und dazwischen die vielen kleinen Inselchen sind wunderschön anzuschauen. Postkartenmotive von einem Karibiktraum für die nächsten 100 NM… 🙂
Das Wetter wurde auch immer besser, sprich weniger Regen. Bis ca. 45 NM vor Exuma. Erst sah es so aus, als ob man nur wieder in Regen fliegt, dann plötzlich 2-3 starke Blitze mit entsprechendem knacksen im Funk. Da konnten wir unmöglich rein fliegen. Die Cays haben zum Glück alle Nase lang einen Flugplatz und wir waren gerade über Staniel Cay und unter uns der Flugplatz – also spontane Landung. Ich hab schnell noch in meinem Bahamas Guide nachgesehen: visiting pilots welcome, caution: often strong crosswinds. Also einer der Plätze, wo es immer sehr starken Seitenwind gibt. Naja, hilft ja nichts… Das G1000 hatte in Platzrundenhöhe über dem Platz gemeint 9 kt Wind von vorn, 3 kt von rechts. Beim Sinken im Endteil wurde dann der Seitenwind tatsächlich immer stärker, bis 14 kt. Der Windsack hing aber mehr oder weniger runter, das hatte ich von oben gesehen. Die Landung war dann ganz in Ordnung, wir haben uns vom Seitenwind zur Bahn hindriften lassen und sind recht ruhig gelandet.
Unten war dann noch ein anderer Pilot, der in Richtung Nassau fliegen wollte und auch wegen dem Wetter festsaß. Er wollte wissen, wie das Wetter in Richtung Nassau war und ist dann gestartet, als er gehört hat, das es gar nicht so schlimm war, wie es aussah. Wir aber mussten warten… wieder mal. Am Boden war auch noch die “FBO” geöffnet, eine kleine Hütte, wo man immerhin was zu trinken und Snacks kaufen konnte und die mit Monique besetzt war, einer netten Bahamianerin (sagt man so?), mit der wir uns sehr nett unterhalten haben.
Nach etwa einer Stunde mussten wir dann allerdings wirklich weiter, wollten wir nicht in Staniel Cay festsitzen. Das Gewitter war auch mittlerweile abgezogen und es war in unsere Richtung hell.
Also sind wir wieder gestartet und wollten die restlichen knapp 50 NM Luftlinie wieder den Keys lang folgen. Nach etwa 10 min Flugzeit dann die Überraschung: Das Gewitter war immer noch da. Und wenn wir den Keys folgten, würden wir genau reinfliegen. Umkehren wäre allerdings auch blöd, denn in Staniel Cay gibt es kein Benzin und wir haben nicht mehr so viel… Also sind wir raus aufs Wasser geflogen und in einem großen Bogen um das Gewitter drumrum, in der Hoffnung dass es nicht so groß ist und bis nach Georgetown reicht. Das hat es dann auch nicht und wir konnten – wieder 10 min vor Sonnenuntergang – ruhig in Exuma Intl. (Georgetown) landen.
Dort kam dann (wieder) ein netter junger Mann und meinte der Flughafen würde jetzt gleich schließen und wir könnten froh sein, dass er noch da ist und uns raus lässt.
Alles in allem war es also aufgrund des Wetters und am Ende wegen des Spritvorrats ein wenig abenteuerlich, aber landschaftlich tatsächlich einmalig. Für mich gilt jetzt schon: wenn man mal in die Karibik will, dann auf die Art wie wir reisen. Wer in die Dominikanische Republik oder nach Kuba fliegt und dort 2 Wochen all inclusive am Strand liegt, der hat nichts gesehen, rein gar nichts…