Nach Riga ist die nächste logische Station unserer Reise Tallinn. Also sollte es heute dort hin gehen.
Vor dem Abflug gab es aber noch die Hürde Flughafen Riga zu überwinden. Wir hatten ja nur die Handynummer vom Handling-Agent, ein Kollege von ihm erschien immerhin recht bald, nachdem wir ihn angerufen hatten. Dann kam allerdings die Sicherheitskontrolle und damit das erste Problem: natürlich haben wir Flüssigkeiten im Gepäck, natürlich auch mehr und größere Mengen als im Airliner-Handgepäck erlaubt. Nur kapieren die Leute von der Sicherheitskontrolle leider nicht, dass wir eben auch keine normalen Paxe sind. Mit jeder neuen Flasche oder Tube, die sie gefunden haben, verfinsterte sich die Mine weiter. Mein Einwand, dass ich als Pilot mitnehme was mir gefällt führte immerhin zu etwas Verhandlungsspielraum, so dass wir zwar ziemlich viel von unserem Trinkwasser los waren, aber die anderen Sachen wenigstens behalten konnten. Wie gesagt, GA ist völlig unbekannt…
Dann wollte ich noch tanken, die schnippische Bemerkung war nur, das gänge nicht, weil es kein Avgas gibt. Auf mein “macht nichts, ich brauche ja auch Jet A1” folgten einige Telefonate und Funksprüche und kaum 30 min später war auch ein Tankwagen da. Der Fahrer war dann auch zum Aussteigen zu überreden und nach dem er die Aufkleber “Jet A1” an den Tanks gesehen hat, hat er auch – immer noch etwas ungläubig ob das wirklich mit rechten Dingen zugeht – Jet A1 eingefüllt. Natürlich mit “Airliner-Zapfgeschwindigkeit” – also 2-3 Liter daneben. Nächstes Problem: der Handling-Agent war von der Pfütze Jet A1 so besorgt, dass er gleich den Airport Security Engineer geholt hat, die dann beide auf russisch beratschlagt haben, ob jetzt unser Flieger mit dem vermeintlich undichten Tank überhaupt fliegen kann. Wieder mit etwas Überredung war das dann in Ordnung und wir konnten – auf eigene Gefahr natürlich – endlich losfliegen. Puhhh… nichts wie weg…
Der Flug war dann zunächst noch ruhig, die Landschaft wieder sehr ländlich und die Ostsee interessanterweise eine ziemlich sumpfig-dreckige Brühe. An der Grenze zu Estland stand dann der erste Schauer im Weg. Die ganzen Tage schon standen über Estland und besonders über Tallinn immer wieder Schauer und kurze Gewitter. Weiter nach Tallinn wurden es dann mehr Schauer und es war nicht mehr möglich, die zu umfliegen. Wir sind dann in die Kontrollzone geflogen und haben ein Lehrbeispiel von schlechter Kommunikation mitgemacht: der Loste sagt “fly to the southern holding position”, das machen wir auch, aber wir sollen das Holding ja eigentlich nicht fliegen, sonst hätte ich ja “enter the southern holding and hold/wait” erwartet, zumal im Funk auch nichts los war. Ich fliege also erstmal weiter, dann meint der Lotse “fly to the north” – also genau zum Flugplatz hin. Das bestätige ich und mache es auch, worauf er meint “you should stay clear of the approach sector, fly immediately to the south” – also wie jetzt North oder South? Hat er scheinbar verwechselt. Naja… nach einem Holding im dicksten Schauer der Gegend konnten wir dann doch noch landen. Und auch hier gab es nur die Handy-Nummer vom Handling-Agent für den Rückweg. Das lässt ja hoffen…
Danach ging es ins Hotel und auf dem Rückweg vom After-Landing-Cider in der Innenstadt ging so ein Wolkenbruch nieder, das wir selbst mit Regenschirm völlig durchgeweicht waren. Der Flieger müsste jetzt also eigentlich gut geputzt sein.