Eigentlich hätte es gestern schon nach Hamburg weiter gehen sollen, aber das Wetter in Rotterdam (und in ganz Holland/Norddeutschland) war wirklich miserabel, nicht mal IFR hätte man fliegen können. Heute war es dann überall besser, außer in Hamburg und etwa der ganzen Elbe entlang, allerdings sollte es laut Wetterbericht besser werden.
Wir sind dann am frühen Nachmittag in Rotterdam aufgebrochen, das Wetter war überall (bis auf Hamburg) sonnig. Wir hatten also gleich von vornherein geplant, nach Bremen zu gehen, sollte es in Hamburg zu schlecht sein. Den Flugplan hatte ich nach Hamburg aufgegeben mit den Alternates Bremen und Lübeck. Fuel entsprechend IFR-mäßig berechnet, so dass wir von Hamburg wieder nach Bremen zurück könnten.
Der Flug war dann angenehm ruhig, George ist den Weg schön abgeflogen, so wie er im G1000 eingegeben war. In Holland musste man erst eine Zeit lang relativ tief fliegen, maximal 1400 Fuss, da Amsterdam-Schipol einen recht großflächigen Deckel aus Airspace A hat, wo man nur IFR fliegen darf. Danach ging es aber auch nur bis 1800 Fuß hoch, da recht viele Wolken waren. Es gab aber heute kaum Thermik, so dass es eben sehr ruhig war.
Als wir die Grenze nach Deutschland überquert hatten, habe ich bei Bremen Information dann mal nach dem Wetter von Hamburg gefragt und das war ganz gut, 7000 m Sichtweite, Wolkenuntergrenze 1200 Fuß. Das wäre vollkommen ausreichend, also sind wir weiter in Richtung Hamburg geflogen. Das nächste was ich dann bekommen habe, war querab von Bremen die ATIS von Hamburg. Die war auch noch halbwegs in Ordnung: 4500 m Sichtweite, Nieseln, Wolkenuntergrenze 1400 Fuß. Also immer noch weiter… 10 min später gab es dann einen “Special Met Report” auf der ATIS: 5000 m Sichtweite, Nieseln, Wolkenuntergrenze 900 Fuß. Das ist schon wirklich marginales Sichtflugwetter, wär jetzt zur Not aber auch noch gegangen, bei so einem Mistwetter sind wir letztes Jahr von Sylt auch in etwa in Bremen gelandet. Jetzt war es wirklich schade, dass ich mein IFR noch nicht fertig habe, man hätte jetzt schnell einen IFR Pickup angefordert und wäre völlig problemlos nach Hamburg geflogen. Aber wir mussten ja VFR bleiben… Das Wetter war dann sonnig bis ca. 20 NM vor Hamburg. Dort stand eine dunkle Wand mit niedrigen Untergrenzen. Wir sind dann auf 1200, später 1000 Fuß gesunken und haben uns bei Hamburg Tower gemeldet. Der Lotse meinte dann, am Platz wär es grad richtig schlecht, aber das würde besser, nur wäre gerade ein Polizeihubschrauber in unsere Richtung geflogen und der hätte nur so 500 Fuß Untergrenzen gemeldet. Das wollte ich mir dann nicht antun, da stehen so viele Windräder rum, wir müssen ja nicht auf biegen und brechen als CFIT in der Unfallstatistik enden. Also sind wir etwas in Richtung Süden geflogen, da wurde es aber nicht besser. Dann hat sich noch ein Rettungshubschrauber gemeldet, der im Süden von Hamburg unterwegs war und der meinte, die Untergrenzen dort wären auch nicht viel höher als 5-600 Fuß. In Richtung Hamburg hätte man dann tatsächlich noch viel tiefer als 900 Fuß sinken müssen um VFR zu bleiben, also sind wir in Richtung Bremen abgedreht. Der Lotse fand das dann super – vermutlich dachte er, wir würden uns auf Teufel komm raus durchschlagen wollen.
Es ging dann also ca. 20 min zurück nach Bremen, wo wir bei schönstem Sonnenschein sehr ruhig auf der Piste 09 gelandet sind. Das Hotel ist gegenüber vom Flughafenterminal und mit Blick auf die Bremer Stadmusikanten gab es heute das ALB – auch nicht schlecht.
Zwei Sachen sind mir heute mit Blick auf’s IFR aufgefallen: Die Angst davor, dass man bei marginalem Wetter in IMC einfliegt, ist weg. Das darf aber nicht dazu verleiten, dass man dann VFR mehr wagt als vorher… haben wir auch nicht. Und: In Bremen war gerade der NavChecker unterwegs und dadurch das ILS nicht verwendbar. Das scheint für die Airliner-Piloten ein echtes Problem zu sein. Zwei haben sich jedenfalls im Funk so halb beklagt, das sie jetzt einen VOR-Approach fliegen müssten. Hmm… ich weiß nicht, was ich davon halten soll…